Die Northway Day-Nite Pharmacy in Durban ist mehr als ein Ort für Rezepte. Sie ist Anlaufstelle bis spätabends, Gesundheitsberater für die Nachbarschaft und Treffpunkt für Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten. Geleitet wird die Apotheke von Kas Naicker, der bewusst einen anderen Weg geht als viele große Ketten. „Wir sind wahrscheinlich keine typische südafrikanische Apotheke“, sagt er. „Wir halten uns an alle Gesetze – aber wir bleiben bewusst informell. Die Menschen sollen sich trauen, mit uns zu sprechen.“
Die Apotheke liegt in einem Viertel, das Kas als kulturelle Mischung beschreibt. „Es gibt hier Menschen mit sehr niedrigem Einkommen und solche mit hohem Einkommen – ein guter Mix“, sagt er. Genau das prägt auch den Alltag in der Apotheke. Sie ist ein fester Orientierungspunkt im Viertel – auch wegen der langen Öffnungszeiten: Die Northway Day-Nite Pharmacy ist an sieben Tagen die Woche von 8 bis 22 Uhr geöffnet. „Viele kennen uns genau deshalb.“
Dass neben Arzneimitteln auch Alltagsprodukte wie Shampoos in den Regalen stehen, ist kein Zufall. „Wir handeln bis spät in die Nacht, es gibt hier ein Hotel in der Nähe“, erklärt Kas. „Da braucht man manchmal mehr als nur Tabletten.“ Es sei keine strategische Kernleistung, aber ein sinnvoller Service.
Die Geschichte der Apotheke reicht weit zurück. „Dieser Standort existiert seit mehr als 60 Jahren“, erzählt Kas. Früher sei hier ein staatliches Medikamentendepot gewesen, später habe die Apotheke mehrfach den Besitzer gewechselt.
Der Arbeitsalltag ist vielseitig. Kas koordiniert den Betrieb, berät Patient:innen und ist selbst im direkten Kontakt. „Wir geben Medikamente für Chroniker ab, beraten zu Therapien und führen viele Injektionen durch“, sagt er. Besonders gefragt seien Vitamin-D- und Vitamin-B12-Spritzen. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf Primary-Health-Care-Screenings, etwa Blutdruck- oder Blutzuckermessungen.
Viele Menschen kämen nicht nur wegen konkreter Symptome. „Oft kommen sie einfach, um zu reden“, sagt Kas. Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen, Fieber – vieles werde zunächst von den pharmazeutischen Assistent:innen abgefangen. „Die komplizierteren Fälle übernehmen wir Apotheker.“ Wichtig sei dabei vor allem die Atmosphäre. „Der weiße Kittel kann einschüchtern. Wir versuchen, so zugänglich wie möglich zu sein.“
Die Arzneimittelpreise in Südafrika sind staatlich reguliert. „Wir können nicht verlangen, was wir wollen“, erklärt Kas. Dennoch gebe es seit Jahren Spannungen mit den Medical Aids, den privaten Krankenversicherungen. „Unabhängige Apotheken kämpfen schon lange mit den Erstattungsmodellen. Die Medical Aids agieren oft nach eigenem Regelwerk.“
Einmal im Jahr dürfen Hersteller Preisanpassungen beim Staat beantragen, meist zwischen 3 und 5 Prozent, um die Inflation auszugleichen. „Das ist ein sehr reguliertes System“, sagt Kas. Gleichzeitig gebe es regelmäßige Gehaltsanpassungen entlang des Verbraucherpreisindexes.
Seit 2012 leitet Kas den Betrieb. „Ich habe sie von einer kleinen Apotheke zu einem gut laufenden Betrieb aufgebaut“, sagt er. Heute arbeiten zehn Mitarbeitende in zwei Schichten. Für Kas ist die Apotheke mehr als ein Arbeitsplatz. „Ich liebe, was ich tue. Wir sind erreichbar, wir sind ansprechbar, wir nehmen uns Zeit.“
So entsteht ein Ort, der Versorgung und Nähe verbindet – von morgens bis spät in die Nacht. Eine Apotheke, die zeigt, dass Gesundheitsversorgung auf Augenhöhe funktionieren kann.