Italiens Apotheker müssen mit großen Umsatzeinbußen rechnen. Besonders teure Medikamente sollen in Zukunft direkt vom Hersteller an den Patienten geschickt werden: Die italienische Post und der Verband der Pharmahersteller (Farmindustria) wollen in den kommenden Tagen einen entsprechenden Versorgungsvertrag abschließen. Die Apotheker planen den Aufstand.
Seit 2001 legt der Staat für Originalarzneimittel mit der gleichen Indikation einen Einheitspreis fest. Um die Arzneimittelkosten noch weiter zu senken, sollen diese Medikamente außerdem direkt in der Krankenhausapotheke oder in der lokalen Niederlassung der Krankenkassen abgeholt werden. So wollte die Regierung Großhandels- und Apothekenmargen sparen.
Wenige Wochen nach der Einführung war klar, dass die neue Reglung nicht umsetzbar ist - insbesondere in ländlichen Regionen mussten die Patienten bis zum nächsten Krankenhaus zu weit fahren. Die meisten Regionen beschlossen daher Sonderregelungen: Für eine fixe Servicegebühr (zwischen fünf und sechs Euro pro Packung) dürfen seitdem auch die niedergelassenen Apotheken diese Medikamente abgeben.
„Das ist ein großer Markt“, sagt ein Sprecher des Apothekerverbands. 2009 seien Arzneimittel im Wert von 1,6 Milliarden Euro auf diesem Weg abgerechnet worden. Das entspreche einem Anteil von etwa 9 Prozent.
Dieses Geschäft soll den Apothekern nun vorenthalten werden. Die genauen Konditionen des Vertrags zwischen Farmindustria und Post wollte man noch nicht bekannt geben. Weil der Versandhandel in Italien verboten ist, wurde sogar eigens eine Ausnahmeregelung geschaffen. Die Krankenkassen begrüßen das Gesetz. Denn zusätzlich zur Logistik übernehmen Post und Farmindustria auch die Verwaltung, Dokumentation und Abrechnung der Medikamente.
Für die Apotheker könnte dies nicht der letzte Schlag gewesen sein: „Diese Zusammenarbeit ist nur der erste Schritt für uns“, sagt Farmindustria-Präsident Sergio Dompé. „Ziel ist es, den Wünschen und Anforderungen des Patienten immer weiter entgegen zu kommen.“
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