In Großbritannien können Apotheken, Kliniken und Großhändler künftig Ladenhüter und Verfallsware außerhalb der regulären Lieferkette direkt an interessierte Kollegen weiterverkaufen. Der Apothekerverband NPA startete nach 3-monatiger Testphase mit rund 800 Nutzern jetzt ein entsprechendes B2B-Portal „Rxchange“.
Industrieschätzungen zufolge schreiben britische Apotheken zwei bis 5 Prozent ihrer Lagerbestands ab. So verändert sich beispielsweise der Bedarf, wenn Ärzte das Einzugsgebiet einer Apotheke verlassen und die an Lager gelegten Arzneimitel nicht mehr verordnet werden. Experten zufolge werden alleine in England jährlich Arzneimittel im Wert von 330 Millionen Pfund vernichtet. Bezieht man Großhändler und Kliniken in die Rechnung ein, verdoppelt sich die Summe.
Die Inserenten können bei Rxchange wählen, ob sie ihre Lagerbestände allen bei der Royal Pharmaceutical Society registrierten Nutzern oder nur bestimmten Kreisen, zum Beispiel Mitglieder einer Kooperation oder Einkaufsgemeinschaft zugänglich machen wollen. Auch Gesundheitsfonds und Hilfsorganisationen sollen von den Angeboten des Portals profitieren. Verkauft werden können sowohl OTC- als auch rezeptpflichtige Arzneimittel.
Ist ein Verkauf durch die Betreiber freigegeben, trägt der Apotheker die Verantwortung für die Auslieferung der Ware. Rxchange erhebt keine Verkaufsprovisionen, dafür ist ein monatlicher Beitrag von 20 Britischen Pfund fällig.
Inwieweit Rxchange möglicherweise den regulären Vertriebsweg untergräbt, bleibt abzuwarten. Für Stammkunden haben die Betreiber des Portals vorsorglich nützliche Features wie automatische Rechnungserstellung und -übersicht, automatische Bestandsprüfung und E-Mail-Alarm eingerichtet. Dem Weg zum erfolgreichen Power-Seller steht den Apotheken also vorerst nichts im Weg.
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