Österreich

„Konsument“ kritisiert Apotheken nach Test

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Nach Stiftung Warentest und der britischen Verbraucherorganisation Which? knöpft sich nun auch der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) die Apotheken vor: Im aktuellen Magazin „Konsument“ attestieren die Prüfer 30 getesteten Apotheken in Tirol einen „akuten Beratungsnotstand“. Hauptkritikpunkte sind das fehlende Interesse an der Krankengeschichte sowie der fehlende Verweis an den Arzt.

Der VKI hatte eine auswärtige Mutter mit vermeintlich fiebrigem Kleinkind sowie eine übergewichtige Seniorin mit Abnehmwunsch in Apotheken zwischen Landeck und Lienz geschickt. Keine einzige Apotheke erwies sich den Prüfern zufolge in beiden Fällen als kompetent; eine Verbesserung seit dem letzten Test in Wien vor zwei Jahren sei nicht zu verzeichnen.

Nur fünf Apotheker bewältigten demnach die Situation mit der besorgten Mutter „gut“, sieben Mal verlief die Beratung „weniger zufriedenstellend“, beim Rest „durchschnittlich“. Ein Apotheker fiel komplett durch, da er der vermeintlichen Urlauberin ein Antibiotikum ohne Rezept abgeben wollte. Eindeutiger Schwachpunkt sei die höchstens oberflächlich durchgeführte Anamnese: Während in 29 von 30 Fällen ein fiebersenkendes Mittel wie Paracetamol-Zäpfchen abgegeben wurde, hätten sich 15 Apotheker nicht einmal nach der Höhe der Temperatur erkundigt. Nur ein Apotheker habe nach einer möglichen Medikamentenallergie gefragt, knapp die Hälfte gab keine Informationen zur Anwendung des Präparates. Immerhin rieten 27 Apotheker rieten der Mutter, zu Hause einen Kinderarzt aufzusuchen.

Noch schlechter fiel das Testergebnis beim Thema Abnehmen aus. 29 von 30 Apothekern waren dem Testszenario laut „Konsument“ nicht gewachsen: Die Hälfte fiel komplett durch, 14 schnitten mit „weniger zufriedenstellend“ ab. Nur eine Apotheke gab kein Schlankheitsmittel ab; kein einziger Apotheker empfahl der 69-jährigen Dame, einen Arzt, Diätologen oder Ernährungswissenschafter aufzusuchen. Nur „gelegentlich“ sei über die Bedeutung von ausgewogener Ernährung und Bewegung im Zusammenhang mit Übergewicht aufgeklärt worden.

Auch Fragen nach Erkrankungen, sonstigen Medikamenten oder ärztlicher Behandlung stellte kein Apotheker. Einem routinierten Pharmazeuten hätte jedoch klar sein sollen, dass die Kundin an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Diabetes leiden könnte und eine Gewichtsreduktion daher nur unter ärztlicher Aufsicht zu verantworten sei, so die Tester.

Die Tiroler Apothekerkammer sieht akuten Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen: Offenbar werde die professionelle Ausbildung an den Universitäten in der Praxis nicht effektiv genug umgesetzt. Präsident Dr. Martin Hochstöger will ein Institut beauftragen, das in jeder einzelnen Apotheke die Schwachpunkte in der Kundenbetreuung analysieren, Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen und in der Praxis etablieren soll.

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