Italien

Apotheker müssen wieder bangen

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Berlin -

In Italien stehen die Zeichen jetzt doch wieder auf Liberalisierung. Nachdem es vor kurzem schien, als blieben die Apotheken von einer weiteren Deregulierung verschont, wird nun innerhalb der Regierung wieder über neue Regelungen diskutiert. Noch schützt das Gesundheitsministerium die Apotheker.

In diesem Jahr will die Regierung um Ministerpräsident Matteo Renzi ein Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs vorlegen. Der Entwurf soll noch im Frühjahr präsentiert werden. Erst kürzlich hatte Simona Vicari, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung, erklärt, dass die Apotheker voraussichtlich keine massiven Einschnitte zu erwarten hätten.

Doch jetzt wird offenbar wieder über verschiedene Maßnahmen diskutiert, die dramatische Auswirkungen haben könnten. So sollen verschreibungspflichtige, aber nicht erstattungsfähige Arzneimittel künftig auch außerhalb der Apotheke verkauft werden können. Außerdem soll die Bedarfsplanung weiter gelockert oder sogar ganz abgeschafft werden.

Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin ist gegen diese Pläne, die auf Vorschläge der Wettbewerbsbehörde zurückgehen. Wie Vicari gehört Lorenzin der Mitte-Rechts-Partei Nuovo Centrodestra (NCD) an, die sich im November 2013 aus Silvio Berlusconis Partei Il Popolo della Libertà abgespalten hatte. Die NCD steht den Apothekern näher als die beiden anderen Koalitionspartner, die Partito Democratico (PD) und die Bürgerliste Scelta Civica (SC). Entwicklungsministerin Federica Guidi ist parteilos.

Die Apotheker sind zuversichtlich, dass es nicht zum Schlimmsten kommt. Womöglich werden sie sich allerdings wieder einmal auf Kompromisse einlassen müssen. Unter Mario Monti hatte es 2012 bereits eine starke Liberalisierung gegeben. Damals hatte die Regierung die bis dato strenge Bedarfsplanung gelockert, um den Wettbewerb unter den Apotheken zu erhöhen. Zudem wurden knapp 500 Medikamente aus der Rezept- und aus der Apothekenpflicht in die sogenannten Parafarmacien entlassen; außerdem wurden Preise und Öffnungszeiten liberalisiert.

Die Diskussion über eine Freigabe der sogenannten „Liste C“ verfolgt die italienischen Apotheker seit Jahren. Als 2006 die Parafarmacien unter dem damaligen Entwicklungsminister Pierluigi Bersani erlaubt wurden, hatten die Apotheker gehofft, dass die Anwesenheitspflicht eines Approbierten ein unkontrolliertes Wachstum verhindern würde. Doch die Vorgaben wurden zum Bumerang: Tatsächlich lobbyieren die Betreiber, allen voran die Supermarktkette Coop, mit Verweis auf das eigene Fachpersonal für immer neue Kompetenzen.

In der Liste C waren ursprünglich mehr als 3700 nicht erstattungsfähige Präparate zur Behandlung leichter Krankheiten enthalten. Rund die Hälfte der Arzneimittel auf der Liste ist verschreibungspflichtig.

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