In den Apotheken hat das E-Rezept mitunter einen schlechten Ruf. Denn Ausfälle oder falsche Verordnungen kommen immer wieder vor. „Wir haben seit dem E-Rezept keinen Tag, der mal ruhig wäre“, sagt Florian Sedlmeier. Der Inhaber der St. Martins-Apotheke in Ampfing beklagt Gewinnrückgänge, „komische kurze Ausfälle“ und fehlende digitale Verordnungen.
Sedlmeier war wie zahlreiche Inhaberinnen und Inhaber auch zuletzt von E-Rezept-Ausfällen betroffen. „Auch bei uns kam es in den vergangenen Wochen immer zu komischen kurzen Ausfällen, wobei immer mindestens ein Kunde weggeschickt wurde“, sagt er. Der Apotheker warnt vor den Auswirkungen auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten.
Wenn man dies mit der Situation einer Ärztin oder eines Arztes vergleiche, der bei einer von zehn Erkältungen eine bakterielle Infektion per Statistik behandeln und deshalb Antibiotika verordnen müsse, dann lasse sich sagen, dass das „E-Rezept ein Risikofaktor“ sei, der bei einem von 1000 oder 100.000 Patientinnen oder Patienten zu riesigen Problemen führen könne.
„Ich kann nur sagen, dass ich wegen des E-Rezepts und den damit einhergehenden Störungen solche Probleme gesehen habe, die alleine ausreichen, das E-Rezept eigentlich abschaffen zu müssen.“ Eine Kundin habe sich sogar einmal so stark über das Nicht-Vorhandensein eines E-Rezeptes geärgert, „dass sie mir in der Apotheke fast einen epileptischen Anfall erlitt. Sie stand kurz vor einer Synkope und war kurz wie weggetreten, wegen eines Wutanfalls.“
Ein anderer Patient musste nach einer onkologischen Akutversorgung aus der Klinik entlassen werden, um erst in der Apotheke feststellen zu müssen, dass er statt gewollten Clexane-Spritzen zur Thromboseprophylaxe Prednisolon und MCP-Tabletten verordnet bekam, wie er schildert. Ein Fehler der Klinik. „Sage und schreibe sechs Tage später hatte der Patient erst seine Clexane-Spritzen bekommen.“ Das sei „höchstunverantwortlich“.
Dieses Versagen habe er gegenüber der Politik angesprochen, doch dort finde man kein Gehör. „Der Wunsch der Politik ist die totale Kontrolle, die Haftungsverschiebung in teils private Institutionen und die Verlangsamung des Kostenfaktors Apotheke.“
Für seine beiden Betriebe bedeutet die Einführung des E-Rezepts nicht nur Stress im Arbeitsalltag. Es gibt auch monetäre Auswirkungen: „Ich habe seit vergangenem Jahr sogar das Personal hochfahren müssen, was mich zusätzlich kostet und meinen Gewinn immens schrumpfen lässt.“