E-Rezept-Pflicht erst 2024?

1 Million E-Rezepte – aber kein Durchbruch in Sicht

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1 Million E-Rezepte – Freude und Frust bei den EnthusiastenFoto: Feurig-Apotheke
Berlin -

Im Laufe des Tages dürfte das einmillionste E-Rezept eingelöst werden. Laut dem TI-Dashboard der Gematik waren es heute um Mitternacht genau 996.941. Die Grafik zeigt aber auch, dass es aktuell keine große Dynamik mehr bei dem Thema gibt. Selbst die Befürworter rechnen nicht mehr mit einer verpflichtenden Einführung in diesem Jahr.

Die Entwicklung ist seit einiger Zeit linear. Tag für Tag kommt eine mittlere vierstellige Zahl an E-Rezepten dazu, hin und wieder mehr als 10.000 an einem Tag. Offenbar gibt es weiterhin einige wenige überzeugte Ärztinnen und Ärzte, die stark auf die neue Technik setzen, während das E-Rezept in den allermeisten Praxen und Apotheken überhaupt keine Rolle spielt.

Kein Bedarf an E-Rezepten

Das ist einerseits erwartbar, da die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Schleswig-Holstein und Westfalen Lippe aus dem Pilotprojekt ausgestiegen sind und keine weiteren Praxen mehr für die Testphase angeworben haben. Auf der anderen Seite ist es jeder Praxis in Deutschland erlaubt, E-Rezepte auszustellen. Die Einführung könnte sich also auch auf freiwilliger Basis schleichend vollziehen. Doch der Bedarf ist zumindest aktuell nicht vorhanden.

Die Apotheken müssten unisono E-Rezepte annehmen können. Laut dem von der Gematik präsentierten Verzeichnisdienst sind es aber offiziell nur 13.293. Es ist allerdings davon auszugehen, dass tatsächlich mehr Apotheken technisch in der Lage wären, eine digitale Verordnung einzulösen, denn die EDV-Systeme sind darauf vorbereitet.

eGK-Verfahren kommt dieses Jahr

In der zweiten Jahreshälfte soll es dann eine Lösung für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) geben, so dass die Versicherten ihre Rezepte mit ihrer Karte einlösen können. Nach Kritik des Bundesdatenschutzbeauftragten an der ersten Spezifikation der Gematik wird aktuell an einer sichereren Lösung gearbeitet. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat aber schon erklärt, dass es auch dann keine flächendeckende Einführung auf einen Schlag geben soll. Vielmehr soll an dem schrittweisen Rollout festgehalten werden.

E-Rezept-Enthusiasten ohne Illusionen

Selbst beim Verein E-Rezept-Enthusiasten rechnet man nicht mehr mit einer schnellen Einführung. Der Vorsitzende Ralf König sagte gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass er mit einer E-Rezept-Pflicht nicht vor 2024 rechne. Das eGK-Verfahren dürfte nach seiner Erfahrung eher gegen Ende des Jahres bereit stehen als im Sommer.

Die E-Rezept-Enthusiasten wollen in der kommenden Woche dennoch mit einem Aktionstag vor dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) weiter für das Thema werben. Am 25. Januar informiert der Verein von 8.00 Uhr bis 13 Uhr vor dem Bundesgesundheitsministerium über den bisherigen Verlauf und die nächsten Schritte zu einer deutschlandweiten Nutzung.

Aktionstag vor dem BMG

Ein Barista-Wagen soll vor dem Ministerium aufgestellt werden – aus verkehrstechnischen Gründen aber nicht in der Friedrichstraße, sondern am neuen Standort des BMG in der Mauerstraße 29. „Der Ort wurde bewusst gewählt, um den Mitarbeitern des Bundesministeriums für Gesundheit auch zu danken. Denn trotz der vielen Widerstände und Hürden setzen sie sich intensiv für ein digitales Gesundheitswesen ein.“ Beim Kaffee wollen die E-Rezept-Enthusiasten über ihr Lieblingsthema ins Gespräch kommen.

Das E-Rezept funktioniere heute technisch und organisatorisch einwandfrei, das sei auch ein Grund zu feiern. Die E-Rezept Enthusiasten wünschen sich nun zumindest zeitnah einen Termin zu erfahren, an dem das E-Rezept in Deutschland flächendeckend und verpflichtend eingeführt wird. Denn eigentlich sei das E-Rezept am 1. Januar 2022 verbindlich und flächendeckend eingeführt worden. Der Ausnahmetatbestand im § 360 SGB V sieht das Papierrezept nur vor, wenn ein E-Rezept „aus technischen Gründen im Einzelfall nicht möglich ist“. 13 Monate nach Aussetzung der verpflichtenden Einführung per Brief an die Gesellschafter der Gematik berufe sich das BMG weiterhin auf diese „Ausnahmeregelung“, der mit der erfolgreichen Einlösung von 1 Million E-Rezepten jegliche Grundlage fehle, kritisieren die E-Rezept-Enthusiasten.

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