In seinem Notdienst am Wochenende musste Martin Beutling mit einem mehr als zweistündigen TI-Ausfall zurechtkommen. „Eine Patientin ist zurück ins Krankenhaus gefahren, weil ich sie nicht versorgen konnte“, so der Inhaber der Glocken-Apotheke in Oberhausen. „Ihr krankes Kind benötigte nachts ein Antibiotikum.“
Am späten Abend kam es während des Bereitschaftsdienstes von Beutling zu einer technischen Störung. „Es waren wohl Wartungsarbeiten, die durchgeführt wurden. Ich konnte für etwa drei Stunden keine E-Rezepte abrufen“, berichtet er. Das Problem: „Ab 22 Uhr sind auch die Notfallpraxen nicht mehr zu erreichen, ich kann also nicht fragen, ob Muster-16-Rezepte ausgestellt werden könnten“, so der Inhaber. „Zudem wusste ich nicht, ob es nur an mir liegt, oder ob alle Kollegen betroffen sind.“
Im Gematik-Fachportal hieß es dazu konkret: „Im Zeitraum 12. Juli 20 Uhr bis 13. Juli 2 Uhr finden planmäßige Wartungsarbeiten an einem Trust Service Provider (TSP) statt. Hierbei handelt es sich um den von der Bitmarck Technik GmbH betriebenen TSP.“ Und weiter: „Bedingt durch diese kann es zu Unterbrechungen und Einschränkungen bei der Nutzung von elektronischen Gesundheitskarten (eGK), Heilberufsausweisen (HBA) sowie SMC-B-Karten (Security Module Card Typ B – Institutionskarte, Praxiskarte), die von der Bitmarck Technik GmbH herausgegeben wurden, kommen.“
Beutling musste eine Patientin wieder wegschicken. „Ich konnte sie nicht versorgen und sie fuhr in das sechs Kilometer entfernte Krankenhaus zurück, um eine Verschreibung auf Muster-16-Formular zu bekommen.“ Sie habe dringend ein Antibiotikum für ihr krankes Kind benötigt, erklärt er.
„Das ist natürlich sehr ungünstig und hat die arme Frau etwa zwei Stunden mehr Zeit gekostet“, so Beutling. „Man steht dann in der Apotheke doof da. Ich konnte ihr aber immerhin erklären, dass der Fehler nicht bei mir liegt.“ Schlussendlich konnte sie den verordneten Clarithromycin-Saft bei Beutling abholen.
Anders lief es bei einem Patienten, der mit einem ausgedruckten QR-Code kam: „Das hat glücklicherweise trotz der Störung geklappt.“ Als dann später eine weitere Patientin aus der Notfallklinik zu ihm kam, musste er kreativ werden: „Sie hatte starke Zahnschmerzen und sollte eigentlich Ibuprofen 800 mg bekommen, das konnte ich ihr aber nicht mitgeben, weil ich keinen Zugriff auf die Verordnung per eGK hatte. Also hat sie kurzerhand privat Ibuprofen 400 mg gekauft und die entsprechende Dosieranleitung von mir erhalten“, so Beutling.
Insgesamt habe er jedoch Glück gehabt. „Ich war von den letzten größeren Störungen rund ums E-Rezept nicht betroffen. Es läuft eigentlich ganz gut.“ Er habe ein eher kleineres System: „Wir benutzen Deos als Software und unsere Konnektoren sind von Red Medical“, erklärt er.