Auch die Wald-Apotheke im thüringischen Gräfenroda war von der heutigen E-Rezept-Störung betroffen. Anfänglich ging Inhaber Gerhard Brunner noch von einem internen Problem aus – gegen kurz nach 9 Uhr war die überregionale Störung amtlich. Die Hilfe aus der Belieferungsmisere einer dringenden Verordnung sah letztlich doch anders aus als gedacht: „Ein Fax mit der Verordnung rettete das gestörte E-Rezept.“
Ab 9 Uhr morgens war das System laut Brunner gestört. Schon beim ersten Kunden ließ sich das E-Rezept nicht abrufen, obwohl im Fachportal der Gematik zu diesem Zeitpunkt noch alles gut aussah. „Zuerst fürchtete ich eine Störung in meiner Apotheke, weil das Fachportal der Gematik keine angezeigt hatte. Erst ab 9.10 Uhr war klar: Das Problem ist überregional“, berichtet der Apotheker. Um 9.30 Uhr habe sein Softwarehaus ADG dann eine Störungsmitteilung veröffentlicht.
Eine Allgemeinarztpraxis im Ort stieg daraufhin auf Muster-16-Rezepte um, eine Zahnarztpraxis zur Akutversorgung nach Rücksprache dann auch, so Brunner. „Zuerst waren die Patienten eine halbe Stunde lang unversorgt, bis wir die Papierrezepte organisiert hatten.“
Als Folge konnte laut Brunner eine Patientin mit schmerzhafter Gürtelrose nicht umgehend versorgt werden. Sie wartete eine Dreiviertelstunde – vergeblich. „Wir hatten die Praxis informiert“, berichtet der Apotheker – und dann kam tatsächlich Hilfe: „Ein Fax mit der Verordnung rettete das gestörte E-Rezept. Wie gut, dieses technologische Relikt des letzten Jahrhunderts noch zur Verfügung zu haben, das nie den Weg in GKV-Lieferverträge gefunden hat.“ Auch ein Patient, der dringend ein Antibiotikum benötigte, musste über eine halbe Stunde warten.
„Die Kunden sagen, dass das System doch redundant sein muss und trotzdem laufen sollte. Ich muss dann erklären: Nein, das System ist nicht redundant“, betont Brunner. Als Apotheker sei er für alles selbst verantwortlich. „In der Gematik-Struktur scheint niemand persönlich verantwortlich zu sein“, so sein Eindruck.
Seiner Kundschaft im Falle eines Ausfalls die Lage zu erklären, ist laut Brunner ein immens großer Mehraufwand: „Das ist die dreifache Arbeitszeit pro Patient. Wir zeigen unseren Kunden dann das Gematik-Fachportal, damit sie sehen, wo es sich gerade staut. Das ist, wie wenn man auf Google Maps den Stau auf einer Autobahn zeigt – nur verbessert es die Lage nicht.“
Seit etwa 11.30 Uhr konnte zumindest die Wald-Apotheke wieder E-Rezepte beliefern; die offizielle bundesweite Entwarnung folgte um 14 Uhr.