Digital Health Conference

ePA: Stabilität als „Painpoint“

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Berlin -

Die Expertinnen und Experten auf der Digital Health Conference waren sich einig, dass die elektronische Patientenakte (ePA) bereits jetzt einen Mehrwert in der Versorgung leiste. Durch die ePA könne ein Arzt zum Beispiel bei einem Herzinfarkt-Patienten nicht nur nachvollziehen, welche Medikation ihm verschrieben wurde, sondern auch, ob die Rezepte eingelöst worden seien – also ob der Patient das verschriebene Arzneimittel auch wirklich einnehme. Die ePA könne aber noch viel mehr. Damit sie ihr Potenzial für die Versorgung tatsächlich entfalten könne, müsse aber vor allem die Stabilität des Systems gewährleistet sein.

Franz-Helmut Gerhards, DAK Gesundheit, betonte, dass die ePA dabei helfen könne, die Impfquoten zu steigern. Dazu müssten aber die richtigen Patientengruppen erreicht und gezielt angesprochen werden. Er fügte hinzu: „Wir schauen aus der Kassenperspektive drauf, wir schauen auf den Versicherten, der hat vielleicht Kinder und seine Frau mitversichert, der will ein Impfangebot für alle.“

„Erst mal haben wir dann diese gelben Hefte nicht mehr“, erklärte Dr. Ahmed Khalifa, Country Medical Director Geschäftsführung MSD. Die Heftchen verlege man schnell. Mit dem elektronischen Impfpass könne man zudem eine Erinnerungsfunktion integrieren. Idealerweise könne man sogar direkt einen Termin buchen. Der digitale Impfpass in der ePA könne auch als Nachweis und zum Reisen dienen. Außerdem ermögliche die zentrale Datenspeicherung einen besseren Überblick, wo Versorgungslücken in der Gesellschaft seien, erklärte Khalifa.

Außerdem sah er großes Potenzial für Erinnerungen bei Prävention und Vorsorgeuntersuchungen. Man könne auch Hinweise für Sport- und Ernährungsangebote integrieren, möglicherweise KI-gestützt.

Sektorübergreifende Nutzung und Datenqualität

Auch Dr. Kristina Spöhrer, AG Digitales des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, sieht Vorteile in der zentralen Sammelstelle für Informationen. Die Zersplitterung im Gesundheitswesen sei oft ein Hindernis, erklärte sie. Die ePA solle sektorübergreifend funktionieren. Je mehr PDF man hochlade, desto wichtiger werde obendrein eine Volltextsuche. Die Daten müssten strukturiert sein.

„Ein Painpoint ist immer noch die Stabilität“, so Spöhrer weiter. „Wenn ich Menschen in hoher Qualität versorgen soll, dann kann ich nicht noch nebenher auf Fehlersuche gehen.“ Hier müsse sich dringend etwas tun.

Dr. Thomas Pauls (CDU) nahm zudem die Patientensteuerung per ePA in den Blick. So wie das Gesundheitssystem aktuell strukturiert sei, könne jeder Patient hingehen, wohin er wolle. Um das Gesundheitswesen finanzierbar zu halten, müsse es effizienter werden. Doppeluntersuchungen müssten verhindert werden, dafür sei die ePA ein zentrales Instrument, ist Pauls überzeugt.

Die ePA könne auch helfen, Fehlmedikation zu entdecken, erklärte Gerhards, wenn sie endlich umfangreich genutzt würde – eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nicht. „Wir müssen hinkommen zu einer Chancenbetrachtung“, erklärte er. Die Devise „erst Innovation und dann Regulation“ sei sinnvoll. Er würde gerne mit den nutzenorientierten Anwendungen anfangen, dazu gehöre vor allem ein strukturierter Medikationsplan anstelle der Medikationsliste.

Nutzer-Features

Aus der Kunden- beziehungsweise Versichertenperspektive müsse die digitale Akte nutzerfreundlich sein und stabil laufen, erklärte Gerhards. Aktuell habe man eine Medikationsliste, noch als PDF. Man sehe extrem viele Abrufe dieser Liste. „Der Nutzen ist also da“, erklärte er. Man dürfe aber nicht die Nutzer vergessen, die teils andere Bedürfnisse hätten. Dazu gehöre zum Beispiel auch der Impfstatus oder Hinweise, welche Untersuchungen man für einen Auslandsaufenthalt brauche. Eine Auflistung der erledigten Impfungen mit grünen Haken, sei hilfreich und bringe Mehrwert, betonte Pauls. Solche Funktionen müssten vorangebracht werden.

„Vor allem braucht es automatisierte Nutzer-Features, die die Anwendbarkeit erleichtern“, so Pauls. Aktuell werde viel in die ePA hochgeladen, aber nicht viel vom Patienten selbst heruntergeladen. Nicht unbedingt die Gematik selbst müsse alles machen. Pauls plädiert für ein sicheres offenes Ökosystem, sodass zum Beispiel eine App, die prüft, welche Impfungen man für eine bestimmte Reise brauche, die ePA-Daten nutzen könne.

Es brauche mehr offene Schnittstellen, erklärte Spöhrer. Jedes Tool, das man extra öffnen müsse, wäre weniger gut, als direkt in der Akte arbeiten zu können. „Da können wir unglaublich viel gewinnen“, erklärte sie.

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