Seit 100 Tagen ist die elektronische Patientenakte (ePA) bundesweit im Einsatz – wirklich bemerkt haben das aber noch lange nicht alle Deutschen, wie kürzlich eine Nachfrage bei der Techniker Krankenkasse (TK), den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Barmer ergeben hatte: Nur 1,2 Millionen der 44 Millionen angelegten Akten wird aktiv genutzt. Auch bei der Bekanntheit der ePA gibt es keinen Fortschritt.
Eine von Pharma Deutschland in Auftrag gegebene repräsentative Civey-Umfrage ergab: Mehr als 75 Prozent der Befragten kennen die ePA – ein Unterschied zur Umfrage im April gibt es hier nicht wirklich. Dafür ist zumindest die Zahl derjenigen leicht gewachsen, die die ePA nutzen: Dieser Wert stieg in den vergangenen 100 Tagen von 11,9 auf 16,2 Prozent.
Laut Pharma Deutschland liegt das vor allem an der komplizierten Registrierung für die Versicherten, aber auch technische Probleme und unzureichende Informationen machen die ePA-Nutzung bisher noch wenig attraktiv. Digitale Gesundheitsanwendungen seien für viele Versicherte zudem noch immer eine Hürde.
„Der nur langsame Anstieg der Nutzerzahlen zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen zur Aufklärung viele Versicherte nicht erreicht haben. Offenbar konnte die bestehende Reserviertheit gegenüber der ePA in den ersten drei Monaten nicht abgebaut werden. Für viele Versicherte scheint der konkrete Mehrwert der elektronischen Patientenakte im Alltag noch nicht greifbar“, meint daher Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland.
Dabei habe die ePA großes Potenzial: Mittel- bis langfristig werde sie die Versorgung und die Therapie deutlich effizienter machen, so der Branchenverband, der sich für eine konsequent patientenzentrierte Weiterentwicklung der ePA einsetzt. Versorgung, Prävention und Forschung sollen künftig besser vernetzt werden, wodurch auch die Patient:innen einen echten Mehrwert hätten.
„Dass die Nutzerzahlen der ePA zunächst nur langsam steigen, mag auf den ersten Blick enttäuschend erscheinen“, resümiert Brakmann. Jetzt brauche es Geduld und noch mehr Aufklärungsarbeit – damit am Ende alle im System profitierten. Dann könne die ePA die Grundlage für ein modernes, patientenorientiertes Gesundheitssystem sein.
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