Mehr Dosen, weniger Bestellungen

Impfmüdigkeit: Wohin mit den Impfstoffen?

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Berlin -

Ende vergangenen Jahres bildeten sich lange Warteschlangen vor den Arztpraxen, doch diese Zeit ist vorbei. Die Zahl der Impfungen ist rückläufig, sodass der Großhandel auch weniger Impfstoff ausliefert.

Die Zahl der Impfungen in Deutschland hat deutlich abgenommen. Wurden in der Spitze in KW 50, also der Woche vor Weihnachten, noch mehr als 4,9 Millionen Impfungen in Praxen sowie 2,7 Millionen Impfungen in Impfzentren und Betrieben durchgeführt, liegen die wöchentlich verabreichten Impfungen im Januar deutlich niedriger:

  • KW 1: 2,2 Millionen Impfungen in Praxen und 2 Millionen Impfungen in Impfzentren und Betrieben
  • KW 2: 2,7 Millionen Impfungen in Praxen und 1,8 Millionen Impfungen in Impfzentren und Betrieben
  • KW 3: 2,1 Millionen Impfungen in Praxen und 1,4 Millionen Impfungen in Impfzentren und Betrieben
  • KW 4: 1,6 Millionen Impfungen in Praxen und 850.000 Impfungen in Impfzentren und Betrieben

Das Impfziel von weiteren 30 Millionen Impfungen im Januar wurde damit weit verfehlt, weniger als 15 Millionen Impfungen wurden im Januar verabreicht. Das schlägt sich auch bei der Auslieferung nieder: Wurden in den ersten beiden Wochen von den Praxen noch 4,4 beziehungsweise 5 Millionen Dosen bestellt und 2,3 bezieheungsweise 3,6 Millionen Dosen ausgeliefert, wurden zuletzt noch 3,9 und 2,6 Millionen Dosen geordert. Auch Zahlen von Insight Health zeigen einen deutlichen Rückgang der ausgelieferten Mengen.

Das hat Folgen: Weil für die kommende Woche (KW 5) weniger bestellt wurde als erwartet, kann es laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) in Einzelfällen zu einer verkürzten Haltbarkeitsdauer kommen: Grund sei, dass der Großhandel teilweise schon mit dem Auftauen des dann nicht abgerufenen Impfstoffs begonnen hatte.

Auch in der vergangenen Woche war die Zahl der täglich durchgeführten Impfungen rückläufig. Am Wochenende kamen deutlich weniger Menschen zu den Impfaktionen als erwartet. Der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen, Jörg Mertz, reagierte enttäuscht: „Es ist frustrierend für alle, die sich bei den Impfungen engagieren. Man macht ein Angebot und keiner kommt.“

Nach der großen Nachfrage nach Impfungen im Dezember, als Impfwillige vielerorts Schlange vor den Impfstellen standen, ist die Nachfrage zuletzt regelrecht eingebrochen. Es sei zwar damit zu rechnen gewesen, dass die Nachfrage wieder sinke, sagte Mertz. „Aber mit so einem massiven Einbruch haben wir nicht gerechnet.“ Derzeit würden täglich maximal um die 2500 Impftermine im Onlineportal Thüringens gebucht. Am Freitag waren landesweit noch 73.000 Termine verfügbar gewesen.

Mindestens 73,9 Prozent der Bevölkerung (61,4 Millionen) haben nach Angaben Robert-Koch-Instituts (RKI) einen vollständigen Grundschutz erhalten, Ziel waren eigentlich 80 Prozent. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Noch zählt das RKI auch Menschen mit, die nur eine Dosis des Impfstoffs von Johnson & Johnson erhalten haben – allerdings wird das gerade umgestellt. Künftig sollen Janssen-Geimpfte erst nach einer zweiten Impfdosis – möglichst mit einem mRNA-Impfstoff wie dem von Biontech/Pfizer oder Moderna – als vollständig geimpft gelten.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Mindestens 43,7 Millionen Menschen (52,6 Prozent) seien inzwischen geboostert, teilte das RKI mit. Das ist wichtig für einen wirksamen Schutz vor der besonders ansteckenden Virusvariante Omikron. Nicht geimpft sind derzeit 24,3 Prozent der Bevölkerung (20,2 Millionen Menschen). Für vier Millionen dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren steht bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung.

Auf dem RKI-Dashboard wird darauf hingewiesen, dass die Impfquoten als Mindestquoten zu verstehen sind, „da eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem nicht erreicht werden kann“. Das RKI geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote um bis zu 5 Prozentpunkte höher liegt.

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