„Sie haben bei uns wirklich Priorität“

Borchardt: Mehr Geld ab 2026

, Uhr aktualisiert am 10.07.2025 11:23 Uhr
Ates Gürpinar, Lilith Teusch und Simone Borchardt in einer Diskussionsrunde
Simone Borchardt und der stellvertretende Parteivorsitzenden der Linken, Ates Gürpinar, sprechen im APOTHEKE ADHOC Live über die mögliche Wende in der Apothekenpolitik.Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin -

Dass die Apotheken im Koalitionsvertrag bedacht wurden, ist schon mal ein guter Schritt. Doch wann kommen welche Umsetzungen? Und werden diese reichen, den Apotheken beim Überleben zu helfen? Mit zwei zentralen Stimmen aus der Gesundheitspolitik werfen wir einen Blick auf die Vorhaben – und darauf, wie es damit jetzt weitergehen könnte. Was könnte jetzt wirklich zeitnah kommen? Dazu nahmen die gesundheitspolitische Sprecherin der Union, Simone Borchardt, und der stellvertretende Parteivorsitzende der Linken, Ates Gürpinar, im APOTHEKELIVE mit Moderatorin und APOTHEKE ADHOC Politik-Redakteurin Lilith Teusch Stellung.

Das LIVE startet bei 1:05:00.

Wann kommt die versprochene Reform? Die Regierung sei seit acht Wochen im Amt, so die CDU-Politikerin. „Es darf keine Apotheke mehr vom Markt verschwinden, wir brauchen sie alle“, so Borchardt. Nach der Sommerpause komme der Referentenentwurf.

Gesetze müssten schnell auf die Straße kommen. Aber Stichwort Omnibus: Es sei vorstellbar, dass ein oder zwei Punkte an andere Gesetze angedockt werden könnten.

Vorzuziehen seien: Versandhandel und formeller Regress.

Wann genau das Fixum greift, ist noch unklar.

„Sie haben bei uns wirklich Priorität. Aber alles auf einmal geht nicht“, so Borchardt.

Gürpinar: Was im Koalitionsvertrag für die Apotheke steht, ist überraschend gut. Allerdings bestehe Finanzierungsvorbehalt. Wenn nicht insgesamt das Geld gehoben wird, das in die Apotheke geht, werde es auch nicht allen Apotheken helfen.

Woher soll das Geld genommen werden?

Wenn Apotheker mehr Heilberufstätigkeit erbringen, werde das Honorar auch steigen, so Borchardt. Der Topf der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sei voll. Zudem müsse es eine Gebührenordnung für Apotheken geben, wenn es eine Verschiebung der Leistungen gibt, weil Apotheken dafür sorgen, dass Praxen nicht mehr verstopfen. Dann brauche es kein neues Geld.

Dass die Regelungen im Koalitionsvertrag schnell kommen müssen, sei laut Borchardt klar.

Müssen über die Kassen und versicherungsfremde Leistungen reden, so Gürpinar. Wenn man eine Reform machen wolle, koste das Geld.

Der Beruf des Apothekers ist nicht nur Verkauf, sondern auch Beratung. „Das bedeutet Zeit und dafür muss es Geld geben. Wir müssen dafür sorgen, dass genug Geld im System ist.“

„Ja, es braucht immer eine Anschubfinanzierung“, so Borchardt. Zudem müssen pDL ausgereizt und ausgeweitet werden.

Gesundheit und Pflege finden im Sofortprogramm nicht statt.

Honorarerhöhung ist das Wichtigste, machte Borchardt deutlich – Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) werde in die Haushaltsdiskussion 2026 mit Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) gehen.

Apothekenreform ist so wichtig, dass man sie gesamt und schnell auf den Weg bringen muss, so Borchardt. Man müsse mit den Akteuren ins Gespräch kommen. „Wir wollen mit den Menschen, mit den Akteuren kommunizieren.“ Man sei eng mit Abda-Präsident Thomas Preis im Austausch.

„Bereich Gesundheit wird in der Regierung als nicht wichtig angesehen“, so Gürpinar. Die Macht innerhalb der Regierung sei nicht stark genug – der Bereich Gesundheit muss stärker in den Fokus gerückt werden, sonst falle er hinten runter.

„Die Reform ist in der Pipeline. Es wird nicht passieren, dass nichts passiert.“

Simone Borchardt

Koalitionsvertrag ist noch kein Gesetz – 11 Euro für Apotheken vor allem im ländlichen Raum – an der Schraube muss laut Borchardt noch gedreht werden.

Profitieren auch Versandapotheken von Honorarerhöhung – es sollen nur stationäre Apotheken profitieren, so Borchardt. Wie das gesetzlich umgesetzt werden soll, konnte Borchardt nicht sagen, werde aber in der Reform umgesetzt werden.

„Dann muss man sagen, dass man den Versandhandel stoppen will“, so Gürpinar.

Telepharmazie müsse reguliert werden und möglicherweise an eine stationäre Apotheke gekoppelt werden. Ein Teil könne über den pDL-Topf finanziert werden, so Borchardt.

„Arzneimittelversorgung muss vor Ort gewährleistet sein, weil es eine Profession ist“, so Gürpinar, der sich für ein Versandhandelsverbot stark macht.

Für Verhandlungen mit GKV hätte sich Borchardt eine einfachere Regelung gewünscht – eine, die Planungssicherheit bringe, wie Dynamisierung gebunden an bestimmte Parameter.

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