Machalet besucht Apotheke

Versandhandelsverbot: „Geschichte nicht zurückdrehen“

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Berlin -

Immer mehr Apotheken schließen bundesweit. Trotz des wirtschaftlichen Drucks auf die Branche und der im Koalitionsvertrag gemachten Versprechen sieht die geplante Apothekenreform der schwarz-roten Koalition keine Erhöhung des Fixums vor. Um auf die Probleme vor Ort aufmerksam zu machen, hat Apotheker Gregor Nelles die SPD-Gesundheitspolitikerin Dr. Tanja Machalet in seine Mons-Tabor-Apotheke in Montabaur eingeladen.

Der Inhaber wollte der Abgeordneten, die auch Vorsitzende des Gesundheitsausschusses ist, die Gesamtsituation schildern. „Für uns war der Besuch eine Möglichkeit, die Apotheke noch einmal in das Bewusstsein zu bringen“, erklärte Nelles. Er betonte, dass „eine Apotheke mehr leistet als nur die Abgabe von Arzneimitteln“. Apotheken beraten, betreuen, zeigen soziales Engagement und große Empathie, so der Apotheker.

Nelles sagte, die Politikerin sei gut informiert gewesen. Sie habe auch über Details wie die Verblisterung und Substitution gut Bescheid gewusst. Leider habe sie jedoch auch vorgefertigte Meinungen mitgebracht, berichtete der Apotheker. Er erklärte, dass er und seine Mitarbeiter mit allen Kräften versucht hätten, ihr deutlich zu machen, dass die Apotheke am Ende der Nahrungskette stehe. Die Erhöhung des Fixums sei dringend notwendig, da sonst viele weitere Apotheken schließen würden. Die Betriebe würden vom Versandhandel „gefressen“. Doch die Abgeordnete habe sich weder auf eine Erhöhung des Fixums noch auf das Thema Versandhandel einlassen wollen, so der Apotheker.

Auch das Problem des fehlenden Nachwuchses ließe sich nur über eine bessere Vergütung regeln, erklärt er. Er stellte die Frage in den Raum, welcher junge Approbierte eine Apotheke übernehmen würde, wenn er in der Industrie so viel mehr verdienen könne.

Zudem habe die Abgeordnete während des Besuchs die technische Ausstattung begutachten können. Nelles erklärte ihr, dass die Geräte teils Erneuerungen benötigten. Doch auch hier habe die Politikerin keine Notwendigkeit gesehen, das Fixum zu erhöhen, um den Inhabern mehr Freiraum für Investitionen zu geben.

Ungleiche Bedingungen

Konsens habe es beim Thema Notdienst gegeben. Machalet habe sich seiner Meinung angeschlossen, dass die Apotheken künftig eine leitende Funktion in der Notfallversorgung einnehmen könnten, um in einem ersten Schritt abzuklären, ob ein Patient akut in der Notaufnahme behandelt werden müsse. Allerdings hätten bei einer Reform der Notfallversorgung auch die Länder mitzureden.

Allerdings sieht der Apotheker auch im Hinblick auf den Notdienst die fehlende Fixumserhöhung kritisch: „Der Notdienst ist eine wirtschaftliche Belastung für die Apotheke“, erklärte er. Der Versand trage hier nichts bei und betreibe „Rosinenpickerei“, indem er sich die lukrativen Aspekte herauspicke.

Zudem gelten nach seinen Worten für den Versand- und die Vor-Ort-Apotheken unterschiedliche Regeln, zum Beispiel bei der Lagerung. Dabei gehe es nicht nur um kühlpflichtige Arzneimittel, führte er an. Apotheken müssten hier viele Vorgaben erfüllen, wie etwa eine generelle Kühlung in den Lagerräumen, während ausländische Versender beispielsweise Zäpfchen im Sommer bei über 30 Grad einfach verschicken könnten. „Da wird mit zweierlei Maß gemessen, was die Arzneimittelsicherheit angeht.“

Die Forderungen nach einem Arzneimittelversandverbot seien jedoch nicht auf Konsens gestoßen, so der Apotheker. Machalet habe darauf verwiesen, dass man die Geschichte nicht zurückdrehen könne. „Wir sind wehrlos“, resümierte der Apotheker. Er warnte zudem, dass sich zukünftig weitere Betreiber wie dm in den Markt stürzen würden.

PTA-Vertretung

Auch über die PTA-Vertretung habe man sich ausgetauscht. Machalet sehe in dem Konzept eine Entlastung. Sie habe hierzu auch mit den Mitarbeitern gesprochen und deren Meinungen eingeholt. Zwar könnten sich seine PTA eine kurze Vertretung für wenige Stunden vorstellen, jedoch keine Urlaubsvertretung, gab der Inhaber zu bedenken.

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