Heute soll in Deutschlands Apotheken ein organisierter „Versorgungsblackout“ für Aufmerksamkeit sorgen. Das Problem: „Es ist nicht nur so, dass die Abda uns damit nicht hilft. Sie schadet den Apotheken mit dieser Aktion“, ärgert sich Detlef Löscher, Inhaber der Schützen-Apotheke in Auerbach. Eine Beteiligung schließt er aus. Auch Joachim Eggers, Inhaber der Nordsee-Apotheke in Hamburg, wird sich nicht am Protest beteiligen. „Das ist geschäftsschädigend und bringt nichts.“
Löscher findet die Blackout-Aktion gar nicht gut: „Das wird richtig Aufmerksamkeit erregen“, kommentiert er ironisch. „Die Politik wird zittern und die Kunden werden sagen: ‚So, jetzt gehen wir wieder in die Apotheke vor Ort, um ihnen wenigstens aufmunternd auf die Schulter klopfen.‘“ Er könne den Protest nicht ernst nehmen.
Löscher fragt: „Kommt einem das nicht bekannt vor, aus alten Zeiten, als wir uns schon genauso dumm und ebenso vergeblich gegen Ulla Schmidt auflehnten?“ Es sei keine geniale Idee, das Licht auszumachen und die Fenster zuzukleben. „Da fällt es auch nicht auf, dass man zu träge ist, sich wenigstens eine neue Aktion zu überlegen. Man holt kurz vor Weihnachten doch lieber etwas Bewährtes aus dem Karton, sinnfrei und mit Sicherheit wirkungslos wie immer. Vielleicht finden sich sogar noch alte PDF als Vorlagen.“
„Aber diesmal gibt es noch Flatterband dazu. Das wird richtig erschrecken. Dann gehen die Kunden an diesem Tag gleich gar nicht mehr in die Apotheke und denken: ‚Jetzt hat diese Apotheke auch geschlossen, schade‘“, kommentiert er. „Wann befreit uns endlich ein höheres Schicksal von dieser ‚Blackout-Standesvertretung‘?“, fragt sich Löscher. Seiner Meinung nach betteln die aufgehängten Plakate nur darum, dass man Apotheker schützen solle wie ein bedrohte Tierart.
Man schaffe es auch nicht, einen TV-Spot mit rechtswidriger Werbung, der seit Monaten jeden Abend über den Bildschirm flimmert, zu unterbinden, prangert Löscher an. „Die Abda ist eine Verwalterin von Erfolglosigkeit, die von solchen Standesvertretungen wie dem Deutschen Hebammenverband lernen könnte, wie man es schafft, ins Fernsehen oder gar an Entscheidungsträger zu kommen.“ Damit spielt der Inhaber auf das Video „#NichtOhneHebamme“ an, das alleine auf Youtube über 370.000 Klicks generierte und auf eine aktuell laufende Petition verwies.
Mehr noch: „Es ist nicht nur so, dass die Abda uns nicht hilft, sie schadet auch noch den Kolleginnen und Kollegen, die sich keine Vertretung mehr leisten können und nun trotzdem keine Chance bekommen sollen, sich von einer PTA vertreten zu lassen“, betont Löscher. „Und sie schadet finanziell, weil man für viel Geld praktisch nichts zurück bekommt, jedenfalls nichts, was jemand anderes nicht für weniger genauso gut anbieten könnte.“
Der Inhaber schlägt vor: „Ohne die Abda hätte man zumindest einige Tausend Euro im Jahr mehr zur Verfügung, die man sinnvoll einsetzen könnte.“ Am Protest werde er nicht teilnehmen.
Auch Eggers empfindet die Aktion wenig sinnvoll und vor allem nicht zielführend. „Die Zeit des Wattebällchenwerfens ist vorbei. Wir müssen aggressiver vorgehen und viel mehr Druck ausüben“, erklärt der Inhaber. „Wir haben in der Vergangenheit so oft versucht, das Problem argumentativ zu lösen, es hat nichts gebracht. Ebenso wenig wie die vergangenen Protestaktionen.“
Er werde sich heute deswegen auch nicht an der „Licht-Aus!“-Aktion beteiligen. „Es ist geschäftsschädigend, deshalb nehme ich nicht daran teil.“ Man habe an den Aktionen der Lokführer und Piloten gesehen, wie es geht: „Am Mittwochnachmittag die Geschäfte zu verdunkeln, ist wenig aussagekräftig.“