Neuköllner Abgeordnete besucht Apotheke

Inhaber: „‚Schmerzpunkte‘ müssen ausgeräumt werden“

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Berlin -

Vor einigen Wochen erhielt Joachim Stolle, Inhaber der Pfauen Apotheke im Berliner Bezirk Neukölln, ein Schreiben der CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Ottilie Klein. Daraufhin lud der Apotheker Frau Klein in seine Apotheke ein, um sich persönlich über den zwischenzeitlich vorliegenden Referentenentwurf auszutauschen.

„Vor einigen Wochen erhielt ich einen sehr wertschätzenden Brief von unserer CDU-Bundestagsabgeordneten für Neukölln Dr. Ottilie Klein zum Thema Preisbindung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln anlässlich des gerade ergangenen EU-GH-Urteils“, erzählt der Apotheker auf LinkedIn.

Die Preisbindung verschreibungspflichtiger Arzneimittel habe sich bewährt und stehe nicht zur Disposition, heißt es in dem Schreiben. Der Wettbewerb zwischen Versendern und Apotheken vor Ort müsse fair bleiben. Gleichzeitig sei der Unionsfraktion bewusst, dass die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken angespannt bleibe und die Preisbindung allein nicht ausreiche. „Um die Apotheken zu unterstützen, setzen wir uns als CDU/CSU-Bundestagsfraktion für eine umfassende Apothekenreform ein“, heißt es in dem Schreiben. Konkret solle die Reform die Erhöhung des Apothekenfixums, den Abbau von Bürokratie, die Abschaffung von Nullretaxationen aus formalen Gründen und die Aufhebung des Skonti-Verbots umfassen.

„Diese Wertschätzung hat mich sehr gefreut – und war für mich Anlass, Frau Dr. Klein persönlich in die Pfauen Apotheke einzuladen“, schreibt Stolle.

Fixum und PTA-Vertretung

Da in der Zwischenzeit der Referentenentwurf vorlag, konnte sich der Apotheker bei dieser Gelegenheit mit der Abgeordneten über die „Schmerzpunkte“ aber auch die möglichen Chancen austauschen. Ein Thema sei natürlich das Fixum gewesen: „Die versprochene Erhöhung des Fixums bleibt aus – obwohl die finanzielle Lage der GKV schon lange vor Abschluss des Koalitionsvertrags bekannt war: Andere Leistungserbringer haben trotzdem Anpassungen ihrer Vergütungen erhalten. Warum also nicht auch die Apotheken?“, so Stolle.

In Neukölln würden aktuell noch 58 Apotheken 330.000 Einwohner versorgen, das seien deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt. Ohne eine wirtschaftliche Stabilisierung drohten weitere Schließungen, warnt er. Jede weitere Schließung bedeute weniger Versorgung und mehr Belastung für die übrigen Betriebe.

Die geplante PTA-Vertretung werde als Einsparpotenzial verkauft, bedeute aber in Wirklichkeit einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel. PTA seien unverzichtbare Teammitglieder, dennoch sei die ständige Anwesenheit eines Apothekers oder einer Apothekerin unverzichtbar, wenn es um Patientensicherheit geht. „Wir dürfen uns keine Entprofessionalisierung der Versorgung leisten – schon gar nicht in Zeiten sinkender Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und wachsendem Hausärztemangel“, warnt der Apotheker.

Richtige Ansätze

Positiv zu bewerten seien dagegen die Vorhaben, die eine noch tiefere Verankerung der Apotheken vor Ort in die lokale Gesundheitsversorgung bedeuten. Hier nennt Stolle etwa die geplanten erweiterten Kompetenzen in der Berufsausübung und die breitere Aufstellung im Bereich Prävention, insbesondere Impfungen. Diese Ansätze zeigten, dass ein Teil der Reform in die richtige Richtung gehe. Allerdings müssten die zusätzlichen Leistungen auch zusätzlich vergütet werden. Sie könnten nicht zur Kompensation der nicht ausreichend finanzierten Kernleistung – der Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln – dienen, betont er.

„Wenn die Reform das Ziel der Stärkung der Apotheke vor Ort beabsichtigt, so müssen die ‚Schmerzpunkte‘ ausgeräumt werden. Ansonsten wird leider das Gegenteil erreicht“, so das Fazit von Stolle.

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