„Keine Apotheken zweiter und dritter Klasse“

Apothekenreform: Zambo fordert Neustart

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Berlin -

„Weder Reform noch Fortschritt“: Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) lehnt zentrale Bestandteile des Referentenentwurfs aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) entschieden ab. Die geplanten Maßnahmen seien „ein Rückbau des Apothekensystems und der Arzneimittelversorgung in Deutschland“, so Verbandschefin Tatjana Zambo.

Die PTA-Vertretung sei nichts anderes als „Apotheke light“, so Zambo. „Eine Apotheke ohne Apotheker ist wie eine Arztpraxis ohne Arzt. Das geht gar nicht! Was hier als Flexibilisierung und Sparpotential verkauft wird, ist in Wahrheit die Schleifung des Heilberufs Apotheker unter dem fadenscheinigen Deckmantel der Versorgungssicherung. Das wird mit uns nicht zu machen sein und wir werden eine solche Regulierung aufs Bitterste bekämpfen.“

Ohne die versprochene Anhebung des Fixums bleibe die Vergütung der Apotheken faktisch eingefroren. „Wir fühlen uns maximal verschaukelt und verkauft. Über 1000 Apothekenschließungen allein in den letzten beiden Jahren belegen eindeutig, dass das System Apotheke massiv und tatsächlich dramatisch unterfinanziert ist. Wir waren durch den Koalitionsvertrag guter Hoffnung, dass die Politik hier endlich entgegensteuern wird. Aber es passiert wieder nichts“, ärgert sich Zambo. „Ohne angemessene Anpassung unserer Honorierung ist jede weitere Forderung an die Apotheken politischer Zynismus. Wer ständig neue Aufgaben verteilt, aber die wirtschaftliche Grundlage verweigert, plant bewusst das Ausbluten eines kompletten Versorgungsbereichs.“

Doch anstatt bestehende Apotheken und damit eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zu stabilisieren, würden verstärkt sogenannte Zweigapotheken erlaubt. „Dieser Entwurf behandelt Landregionen wie weiße Flecken, die man notdürftig überpinselt. Statt echte und vollversorgende Apotheken zu stärken und zu stabilisieren, will das Ministerium Apotheken zweiter und dritter Klasse schaffen – mit minimalen Öffnungszeiten und stark reduziertem Leistungskatalog. Das ist Versorgung nach Kassenlage und hat mit ernst gemeinter Sicherung der Arzneimittelversorgung nichts mehr zu tun.“

Keine strukturellen Entlastungen

Den wenigen bürokratischen Erleichterungen stünden keinerlei entscheidende strukturelle Entlastungen gegenüber. „Man streicht ein Formular und feiert das als historischen Befreiungsschlag. Tatsächlich bleiben die Regulierung wie Beton und gleichzeitig die Finanzierung des Apothekensystems wie ein Tropf. Das ist keine Reform, das ist Realitätsverweigerung.“

Auch die Idee von reduzierten Öffnungszeiten sind laut Zambo ein Feigenblatt: „Wenn Öffnungszeiten verkürzt werden sollen, weil Apotheken sich Personal nicht mehr leisten können, ist das kein Fortschritt, sondern ein Offenbarungseid der politisch Verantwortlichen. Hier zeigt sich, dass man sehenden Auges ein hocheffizientes, aber durch die Politik kaputtgespartes Versorgungssystem Apotheke kaum noch aufrechterhalten kann und es entsteht förmlich der Eindruck, der Staat räume die Versorgung ab, bevor sie ihm unter den Händen kollabiert. Das alles hat nichts mit Weiterentwicklung oder Stabilisierung zu tun – im Gegenteil.“

„Keine Übergangslösungen, sondern klare Perspektiven“

Gute Ansätze gebe es für den Ausbau erweiterter Kompetenzfelder für Apothekerinnen und Apotheker, die das Gesundheitssystem positiv entwickeln würden, meint Zambo mit Blick auf ein Mehr an Impfmöglichkeiten oder neue pharmazeutische Dienstleistungen (pDL). „Ohne eine solide Finanzierung der Basisleistungen der Apotheken werden wir aber solche erweiterten Kompetenzfelder nicht füllen können. Uns fehlt schlicht und ergreifend das wirtschaftliche Fundament für mehr Personal und nötige Investitionen in diese Bereiche. Insofern ist der inhaltliche Ansatz gut und richtig, die Ausgestaltung bleibt aber durch fehlende Honoraranpassungen schon im Ansatz auf der Strecke.“

Der LAV fordert einen Stopp dieser Planungen und einen politischen Neuansatz: „Genau wie die Entwürfe der Vorgängerregierung für eine Apothekenreform löst auch dieser Entwurf die Kernprobleme unserer Branche nicht. Im Gegenteil: Er erzeugt neue. Die Apotheken brauchen keine Übergangslösungen, sondern klare Perspektiven. Wir fordern eine echte Reform, keine Aushöhlung unserer flächendeckenden Versorgung und unseres Berufsstands!“

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