„Gewinn wird trotzdem weniger“

Nach Schließung: Neuer Kassenplatz wegen Kundenansturm

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Berlin -

Nach der Schließung eines Mitbewerbers um die Ecke hat Apotheker Ingo Müller aus Herten seine Kassenplätze erweitert. Auch beim Personal wurde wegen des Zuwachses bei der Kundschaft aufgestockt. Dennoch blieben die wirtschaftlichen Herausforderungen, sagt der Inhaber der Apotheke im Cirkel in Herten.

Wenn eine Apotheke schließt, spüren das nicht nur die Kundinnen und Kunden. Auch die umliegenden Betriebe sind stärker frequentiert. Nach dem Aus der City-Apotheke Anfang 2024 registrierte auch Müller die Folgen. Der 38 Jahre alte Apotheker, dessen eine Apotheke rund 500 Meter von dem Standort entfernt liegt, wurde öfter besucht als zuvor. „Durch die Schließung hatten wir mehr zu tun“, sagt er.

Mehr Kundschaft bedeutet im Umkehrschluss auch, dass mehr Personal für den zusätzlichen Arbeitsaufwand nötig ist. Ein Punkt, weshalb manche Inhaberinnen und Inhaber aufstöhnen, wenn wieder ein Mitbewerber in der Nähe aufgegeben hat. Denn Fachpersonal ist rar. Bei Müller stellte sich ebenfalls die Personalfrage.

Der Apotheker fragte zunächst im Team nach, ob Stunden aufgestockt werden könnten. „Toi, toi, toi, das hat gut geklappt“, sagt er. Zudem stellte er zusätzliches Personal unter anderem aus der City-Apotheke ein. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Team in meinen beiden Apotheken.“ Der Zuwachs erforderte auch Umbauarbeiten in der Offizin. „Wir haben einen zusätzlichen Kassenplatz eingerichtet.“

Kassenplatz und Abholautomat

Um die Arbeit im Handverkauf weiter zu entlasten, ließ er einen Abholautomaten installieren. Seit November ist an der Apotheke im Cirkel ein 24-Stunden-Gerät angeschlossen. Arzneimittel seien dadurch jederzeit abholbereit, warb der Inhaber. „Keine Öffnungszeiten, keine Schlange, kein Bargeld! Sie bekommen eine SMS, sobald Ihre Bestellung für Sie bereit liegt. Oder einfach per App oder Telefon bestellen, bequem und bargeldlos am Automaten bezahlen.“

Trotz des Kundenzulaufs betont Müller die schwierige wirtschaftliche Lage für Apotheken. Der Apothekensprecher der Stadt beteiligt sich rege an Protestaktionen und macht regelmäßig in lokalen Medien auf die Situation der Apotheken aufmerksam. „Grundsätzlich ist die Lage nicht gut, da kann ich mich den Kollegen nur anschließen“, sagt Müller, der seit 2018 selbstständig ist und zwei Jahre später die erste Filiale gründete.

Probleme wegen E-Rezept

Die steigenden Kosten wie für Löhne machten Probleme. Zudem gebe es Einbußen im Rx-Bereich wegen des E-Rezepts. „Die Ausfälle bei der Telematikinfrastruktur seien ein Problem.“ Arztnahe Apotheken hätten einen Standortvorteil verloren. Wenn keine E-Rezepte abgegeben werden könnten, wisse man nicht einmal, was verordnet wurde und die Kundschaft käme nicht unbedingt wieder.

Der 38-Jährge will jedoch zuversichtlich bleiben – auch was eine weitere Filialisierung angeht. „Ich fühle mich jung genug, um zu expandieren, wenn alles passt.“ Deshalb behalte er den Markt im Blick. „Am Ende muss man ein immer größeres Rad drehen, und der Gewinn wird trotzdem weniger.“ Er selbst investierte in eine Verblisterung über seine Hauptapotheke und beliefert verschiedene Einrichtungen wie Pflegedienste oder Sprechstundenbedarf.

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