Marketing, Social-Media und Lieferfähigkeit

Jung-Inhaber traut sich an Risiko-Apotheke

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Berlin -

Auch kleine und von einer Schließung gefährdete Apotheken haben die Chance auf einen Weiterbetrieb. Das zeigt das Beispiel der Apotheke Frankenbach in Heilbronn. Dort geht das Geschäft unter neuer Führung weiter: Christopher Kiesow übernahm den Betrieb, auch wenn er dabei Risiken eingeht, wie er eingesteht. Der neue Inhaber erklärt, wie er die Apotheke wieder rentabel machen will.

Anfang Oktober übernahm Kiesow die Apotheke Frankenbach. Der vorherige Inhaber wollte sich unter anderem aus Altersgründen von der Filiale trennen. Dazu kam, dass die Stelle der Filialleitung frei wurde und die Aussichten auf eine Neubesetzung nicht gut waren. Die Schließung war quasi vorprogrammiert.

Für Kiesow ist der Betrieb der Einstieg in die Selbstständigkeit. Im Oktober 2023 erhielt der 30-Jährige seine Approbation und war im Anschluss ein Jahr als angestellter Apotheker tätig. Dass die Übernahme nicht ohne ist, weiß er: „Die Entscheidung, die Apotheke zu übernehmen, ist mit Risiken verbunden. Doch ich sehe das Potenzial und die Chance, sie nachhaltig erfolgreich zu gestalten.“

Neuer Schwung für Stadtteil-Apotheke

Mankos seien etwa die Parkplatzsituation. „Ich bin schon mit der Stadt im Gespräch, um das zu ändern.“ Auf einer Nachbarfläche könnten Parkplätze für die Kundschaft geschaffen werden. Auch die Zahlen seien „nicht gigantisch“ gewesen. „Doch jetzt geht es schon bergauf. Wir bringen Schwung rein und haben alles aufgeräumt. Dadurch, dass jetzt der Chef im Laden ist, wird sich ganz anders gekümmert.“

Auch ein Team steht jetzt wieder hinter ihm. Das war nicht von Beginn an so: Wegen der geplanten Schließung hatten die bisherigen Mitarbeiter, bis auf eine Halbtagskraft, bereits neue Anstellungen gefunden. Doch Kiesow konnte innerhalb von drei Wochen zwei weitere PTA einstellen. Eine der neuen Mitarbeiterinnen hatte eine Anzeige zufällig bei Instagram gesehen. Der Inhaber warb damit, dass die Bewerbung nur zwei Minuten in Anspruch nehmen werde. Traditionelle Stellenanzeigen erzielen laut Kiesow oft nicht mehr die gewünschte Resonanz, da sie nur aktiv suchende Bewerber ansprechen – und das seien nur etwa 10 Prozent der potenziellen neuen Angestellten.

Neues Personal über Social-Media

Kiesow profitiert beim Aufbau seiner ersten Apotheke auch von der Erfahrung seines Onkels Albrecht Kiesow. Der Apotheker und Gründer des Dienstleisters „MAK Marketing für aktive Kollegen“ unterstützt seinen Neffen. Für die Apotheke seien gezielte Social-Media-Werbeanzeigen eingesetzt worden, „um Kandidaten dort zu erreichen, wo sie ihre Freizeit verbringen. Dank präziser Einstellungen konnten wir gezielt nach Kriterien wie Postleitzahl, Interessen und Qualifikationen passende Bewerber ansprechen“, sagt Kiesow.

Lieferfähigkeit erhöhen

Aktuell liege ein weiterer Schwerpunkt auf der Optimierung interner Prozesse und Abläufe, bevor die Apotheke weiterentwickelt werde. Ein erstes Ziel sei die Steigerung der Lieferfähigkeit. „Ein Kunde, der sein Medikament sofort erhält, ist zufriedener und kommt eher wieder. So stärken wir die Kundenbindung nachhaltig“, sagt Kiesow. Konkret werde alles, was in drei Monaten zweimal nachgefragt wurde, auf Lager gelegt. So werde die Lieferfähigkeit gesteigert, ohne die zulässige Retourenquote zu übersteigen.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil sei die Steigerung der Kundenfrequenz. Durch gezielte Marketingstrategien sollten neue Kundinnen und Kunden gewonnen und bestehende Kunden gebunden werden. „Wenn wir mehr Menschen erreichen, erhöhen wir nicht nur unseren Umsatz, sondern können auch unsere Mitarbeiter, Räumlichkeiten und Fixkosten besser auslasten", erläutert Christopher Kiesow. „Dadurch verteilen sich die Fixkosten auf mehr Kunden, die Kosten pro Kunde sinken, und der Gewinn pro Kunde steigt.“

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