In der Heegbach-Apotheke in Erzhausen wurde versucht, ein hochpreisiges Krebsmedikament zu ergaunern. Ein Verdächtiger soll sich zunächst telefonisch gemeldet haben. „Ein Mann wollte das Arzneimittel aus dem Ausland vorbestellen“, berichtet Inhaber Dr. Nojan Nejatian. Das Rezept habe er angeblich zu Hause.
Der angebliche Patient wollte zunächst am Telefon die Verfügbarkeit von Retsevmo 80 mg 112 Stück erfragen. „Das Arzneimittel wird bei fortgeschrittenem Krebs verabreicht und ist sehr teuer“, erklärt Nejatian. So kostet eine Packung in der Größe knapp 3800 Euro.
Als eine Angestellte den Anrufer nach einer Verordnung fragte, habe er „zu Hause“ gesagt und aufgelegt. „Die Nummer die bei uns im Display des Telefons stand, fing mit der Vorwahl 0037 an“, so Nejatian. Fälschungen tauchen immer wieder auf, aber das direk aus dem Ausland angerufen wird, sei neu.
Die Vorwahl 0037 weist auf Anrufe aus Ländern wie Litauen, Lettland, Estland, Moldau, Armenien, Weißrussland, Andorra, Monaco, San Marino oder dem Vatikanstaat hin. Dabei wird die Vorwahl 0037 jedoch nie allein verwendet, sondern immer in Kombination mit einer zusätzlichen Ziffer, die das jeweilige Land eindeutig identifiziert.
„Das war nicht die erste Attacke, die wir hatten. Wir wurden außerdem auch schon von befreundeten Apothekern gewarnt“, erklärt Nejatian. „Sonst riefen die Täter aber immer mit deutschen Nummern an.“
„Ich möchte alle Kolleginnen und Kollegen warnen. Sie sollen besonders aufmerksam bei solchen Bestellungen sein.“ Zudem wandte sich Nejatian schon an die Behörden. „Ich habe darum gebeten, Vorwarnungen auszusprechen, in Form von Rundschreiben oder Faxen. Leider ist das bis jetzt in Hessen nicht erfolgt“, beklagt er. „Das finde ich extrem schade. Hier ist eindeutig der Gesetzgeber gefordert.“