Familienverbund setzt auf E-Rezept-Terminals

In der Bäckerei Brinker hängt seit Ende September ein Flachbildschirm, über den Kundinnen und Kunden auch Arzneimittelrezepte einlösen können. Seit der Installation im Eingangsbereich sind stundenweise auch Angestellte von Lehmann vor Ort. „Wir schulen die Bürger“, sagt der Inhaber. Wie bei anderen Geräten muss auch beim PharmaPoint die Gesundheitskarte eingesteckt oder der QR-Code gescannt werden, um den Bestellvorgang zu beginnen.

Apothekerpaar plant mehrere Terminals

Die Arzneimittel werden nach der Bestellung nach Hause geliefert oder können auf Wunsch in der Apotheke abgeholt werden. Je nach Bedarf soll bald auch einer der vier Betriebe ausgewählt und die Apotheke direkt kontaktiert werden können. Es gehe um „Convenience“, so Lehmann. Wie viele Terminals noch geplant sind, wollte er nicht verraten.

Das Apothekerpaar Jörg und Melanie Lehmann installierte ein E-Rezept-Terminal in einer Bäckerei.Foto: Barbara Sander-Graetz/Westfalenpost

Die Terminals seien an zentralen Orten des täglichen Lebens verfügbar, damit Rezepte jederzeit bequem eingelöst werden könnten. Der Kontakt zur Bäckerei kam über einen Verein zustande, der sich darum kümmert, das Dorfleben lebenswert zu halten. In Heggen etwa gibt es seit mehr als zehn Jahren keine Apotheke mehr. Die nächste Lehmann-Apotheke liegt im Nachbarort in Attendorn etwa sieben Kilometer entfernt.

Das Terminal sei nichts anderes als eine moderne Rezeptsammelstelle, sagt Lehmann. „Wir hängen die Terminals nicht da auf, wo es Apotheken gibt.“ Ein Terminal vor Ort sei nicht besser als eine Apotheke vor Ort. „Es ist lediglich ein Weg der Kontaktaufnahme.“ Die Leistung, die dort nachgefragt werde, könne nicht mit einem Vor-Ort-Betrieb verglichen werden.

Tatsächlich handelt es sich bei den Terminals juristisch gesehen nicht um Rezeptsammelstellen, denn diese müssen von der Apothekerkammer erlaubt werden. Dies geschehe, wenn es die Arzneimittelversorgung von abgelegenen Ortsteilen oder Orten erfordere, sagt Michael Schmitz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). „Rezeptsammelstellen sind Teil der Vor-Ort- beziehungsweise Präsenzversorgung.“

Versandhandelserlaubnis ist Pflicht

Terminals dagegen zählen zum Versandhandel. Der Betrieb setze grundsätzlich eine Versandhandelserlaubnis laut Apothekengesetz voraus, was jedoch nicht allen Inhaberinnen und Inhabern bewusst sei. „Es ist gerichtlich entschieden, dass es eine Ausprägung des Versandhandels ist, außerhalb der Apotheke Einrichtungen wie derartige Terminals zu betreiben, mit denen Rezepte gesammelt werden“, so Schmitz.

Wie viele solche Terminals existieren, sei nicht bekannt. „Ganz vereinzelt bekommen wir mit, dass eine Apotheke ein solches Terminal betreibt. Dies erfolgt meist in Gebieten, in denen die letzte verbliebene Apotheke geschlossen wurde, wie zuletzt beispielsweise im Stadtteil Münster-Gelmer. Wir checken in solchen Fällen anhand des Versandhandelsregisters, ob eine Versandhandelserlaubnis vorliegt, was bisher aber immer der Fall war. Falls nicht, würden wir das Gesundheitsamt einschalten, was dann weiter tätig werden müsste.“

Jochen Schäfer, Silvia Remmers und Heike Röder vom Verein „Zukunft Heggen“ mit Apothekerin Melanie Lehmann und ihrer Mitarbeiterin Sandra Löbbert (von links) vor dem Terminal.Foto: Barbara Sander-Graetz/Westfalenpost

Auch Lehmann verfügt über eine Versandhandelserlaubnis. Der 41-Jährige und seine Frau Melanie Lehmann, die ebenfalls eine der Apotheken betreibt, versorgen die Kundschaft auch online: „Es ist erschreckend, wie stark die Plattformen nachgefragt werden.“ Die Nachfrage über die Apps werde stetig mehr. „Ich habe die Patienten lieber bei mir in der Apotheke. Bestellungen über die App kommen mir arbeitsaufwändiger vor, als wenn ich die Kunden direkt vor Ort habe.“

Doch auch den Lehmanns ist bewusst, dass sich die Art der Medikamentennachfrage ändert. Immer mehr Kundinnen und Kunden bestellen ihre Arzneimittel online. Mit dem vielfältigen Angebot an Kontaktpunkten wollen die Lehmanns am Puls der Zeit bleiben. „Die Apotheke der Zukunft wird nicht so sein, wie wir sie heute kennen. Der Wandel beschleunigt sich.“