In der Apotheke im Hauptbahnhof in Darmstadt konnte Mohammad Hossein Arashloozadeh einen Rezeptfälscher überführen. „Dank der Warnung eines Kollegen waren wir vorbereitet und konnten dem Verdächtigen eine Falle stellen.“
Eine Angestellte von Arashloozadeh nahm gestern einen Anruf entgegen: „Es wurde explizit nach dem teuren Krebsmedikament Retsevmo gefragt.“ Genau wie in der ausgesprochenen Warnung von Dr. Nojan Nejatian, rief der Verdächtige aus dem Ausland an. „Diesmal war es eine Nummer, die mit 0036 begann, also eine ungarische Vorwahl“, so der Inhaber. Die Apothekerin bestellte das Arzneimittel nach dem Anruf. „Sie wusste zu dem Zeitpunkt noch nichts von der Warnung“, erklärt der Inhaber.
Als er am Nachmittag die Bestellungen selbst nochmal kontrollierte, fiel ihm auf, dass Retsevmo (Selpercatinib, Lilly) telefonisch vorbestellt war. Er schrieb eine Warnung auf den Bestellzettel und informierte das gesamte Team über die mutmaßliche Fälschung. „Wir haben uns entschieden, denjenigen, der für die Abholung zuständig war, in die Apotheke kommen zu lassen“, berichtet Arashloozadeh.
Der Mann kam tatsächlich zum vereinbarten Abholzeitpunkt. „Wir haben ihn hingehalten, indem wir gesagt haben, wir hätten das Medikament schon da, müssen es aber noch verbuchen.“ Der Mann solle noch warten, bis diese Arbeit erledigt sei. Eine Mitarbeiterin kopierte das Rezept, während eine andere die Polizei verständigte.
Die Vorgehensweise führte schlussendlich zum Erfolg. „Die Beamten waren innerhalb von vier Minuten bei uns“, berichtet der Inhaber. „Die Polizeiwache ist direkt gegenüber.“ Der Mann geriet beim Eintreffen der Beamten in Erklärungsnot und verstrickte sich in widersprüchliche Aussagen. „Angeblich war das Medikament für seine kranke Großmutter, dann wieder für jemanden anderen.“ Der Täter wurde daraufhin festgenommen.
Arashloozadeh betont: „Aufgrund des Netzwerkes der Apotheken in Hessen konnten wir so gut und schnell reagieren. Die Warnung von Nejatian erreichte uns schon eine Stunde nach dem Vorfall in seiner Apotheke, so waren alle informiert.“
In diesem Fall war das ein großer Vorteil, denn: „Ich habe mein gesamtes Team schon sensibilisiert, dass Verordnungen von Medikamenten ab einem Preis von 500 Euro besonders aufmerksam behandelt werden sollen, aber in dem Fall war die Fälschung sehr gut gemacht. Die Warnung hat uns definitiv geholfen.“