Weil das Apothekensterben massiv vorangeht, plant die Abda eine neue Protestaktion. Unter dem Stichwort „Versorgungsblackout“ ruft sie die Inhaber:innen am 17. Dezember dazu auf, die Offizin zu verdunkeln. Während die Standesvertretung also müde „Licht aus!“ murmelt, nutzt dm dieses Vakuum der Dunkelheit für die Eröffnung der ersten eigenen Versandapotheke und macht genau das Gegenteil: Licht an!
In den Apotheken läuft die Vorbereitung auf den symbolischen Blackout auf Hochtouren. Immerhin sind es nur noch vier Tage bis das „Licht aus!“ gemacht werden soll. Jetzt heißt es: hoch die Ärmel und angepackt. Die vor drei Jahren eingelagerten schwarzen Tücher werden herausgekramt, die letzten A4-Plakate noch schnell ausgedruckt und das Deko-Skelett Knochen-Karl liebevoll entstaubt.
Was die Inhaber:innen noch nicht bedacht haben: Auch dm bereitet sich intensiv vor. Wer meint, in Bor wird abseits des Geschehens still und leise der Startschuss für die erste eigene Versandapotheke fallen, der irrt sich gewaltig.
Der Eröffnungstermin ist mit beunruhigender Präzision auf den geplanten Protesttag der Apotheken abgestimmt. Während Deutschland also in einer apothekarischen Finsternis die letzten Notdienstklappen suchen müsste, soll ein bereits auserkorener Mitarbeiter aus der Drogerie-Logistik den Hebel des 500.000 lumenstarken Flutlichts umlegen, das stadiongleich kilometerweit in die Dunkelheit schreien wird – bis weit ins Nachbarland hinein.
Was die Abda nicht bedacht hat: Sie hat mit dem Blackout der Apotheken eine Bühne für das Lichtkonzert von dm geschaffen. Das Casting für den „Erleuchter“, der mit einer einzigen Bewegung mehr als 17.000 Apothekenteams irgendwo in Deutschland gleichzeitig „HÄ?!“ sagen lässt, ist abgeschlossen. Uwe aus der Logistik reibt sich bereits die Hände und kann sich ein hämisches Grinsen kaum verkneifen, wenn er an das supernovagleiche Lichtinferno denkt, dass genau in dem Moment zündet, wenn sich die Apotheken verdunkeln.
„Die Schatten von Knochen-Karl und Plakaten werden dann wie ein Scherenschnitt im dm-Scheinwerferlicht aussehen“, freut sich Uwe. „Das rote Apotheken-A wird wirken wie ein Nachtlicht im Kinderzimmer. Da müssen die Inhaber schon früher aufstehen, um gegen unser Strahlengewitter anzukommen.“
Naja, zum Glück wird die Eröffnung der dm-Versandapotheke nicht ganz so spektakulär. Und geöffnet hat sie ohnehin nur von 9 bis 15 Uhr, wenn es auch in dieser Jahreszeit im Böhmerwald noch halbswegs hell ist. Aber geplant ist sie dennoch genau im Protestzeitraum der Apotheken. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC ist der Livegang für Mitte kommender Woche geplant. Die Versanderlaubnis wurde auch gerade erteilt.
Und das Licht soll in den Apotheken tatsächlich ausgemacht werden, denn die Abda ruft zu einer Protestaktion am 17. Dezember auf. Unter dem Stichwort „Versorgungsblackout“ sollen Apotheken auf die „überfällige und im Koalitionsvertrag versprochene Erhöhung des Apothekenhonorars“ aufmerksam machen.
Während in Bor die dm-Versandpaotheke eröffnen darf, wurde durch die Amtsapotheker eine Arztkabine in der Franziskus-Apotheke in Winterberg verboten. Das entspreche nicht den gesetzlichen Vorschriften und es könnte sich um Zuweisung handeln, so die Erklärung.
In diesem Sinne – schönes drittes Adventswochenende!
APOTHEKE ADHOC Debatte