5 Euro für Expresslieferung

Botendienst im Verbund: „Wir machen Versender unattraktiv“

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Berlin -

In mehreren Städten bündeln Apotheken ihren Botendienst. Nach Köln haben auch in Hannover, Düsseldorf oder Essen Betriebe ihren Fahrservice in einer GmbH ausgelagert. „Der gemeinsame Bote fährt die gleiche Tour, hält nur viel öfter“, sagt Inhaber Dr. Jan Olgemöller. Durch den Zusammenschluss könne mehrmals am Tag geliefert werden – eine Leistung, die Versender nie anbieten könnten. Ein Problem für die Abdeckung des gesamten Stadtgebiets gibt es jedoch: Es fehlt an weiteren Partner-Apotheken.

Olgemöller und ihr Mann Dr. Jan Olgemöller erfuhren von dem Konzept über den Kölner Apotheker Gence Polat, der sich bereits 2022 mit mehreren Kolleginnen und Kollegen zusammenschloss und über einen zentralisierten Botendienst die Aufträge bediente. „Wir haben auch überlegt, wie wir unseren Fahrdienst effizienter gestalten können“, sagt der Inhaber der Wasserturm- und Schwanenbusch-Apotheke. „Es ist mittlerweile besser, sich mit den Nachbarn zu verbünden und sich einen Boten zu teilen.“ Denn in der Stadt fuhren Apotheken oft mit mehreren Boten die gleichen Strecken.

Apotheker tauschen sich aus

Apothekerin Janet Olgemöller sitzt im Botenfahrzeug. Mehr dazu im Artikel.
Apothekerin Janet Olgemöller im Botenfahrzeug.Foto: Schwanenbusch-Apotheke

Also folgte das Apothekerpaar gemeinsam mit zwei weiteren Betrieben dem Kölner Modell und gründete eine separate Firma, über die der Botendienst seit dem Frühjahr 2023 läuft. „Die Kunden sind mittlerweile gewöhnt, sich die Produkte überall hin wie zur Arbeit liefern zu lassen.“ Mit dem Plus an Aufträgen lohne es sich, einen Fahrer den ganzen Tag über loszuschicken – also auch vormittags oder am Nachmittag. „Damit haben wir nicht nur den klassischen Botendienst um 16 Uhr.“

Die Fahrzeuge wie Elektro-Roller seien geleast und weitere Kosten wie für das Personal würden auf alle vier Betriebe umgelegt. Dadurch, dass mehr geliefert werde, werde pharmazeutisches Personal frei, das sich nicht mehr mit den Abholern beschäftigen müsse. Dadurch reduzierten sich die Personalkosten. „Wir delegieren die Aufträge weg von pharmazeutischen Fachkräften hin zu den Boten.“ Mit der Botendienstpauschale, die die Kosten für die Fahrzeuge und Versicherungen abdecke, käme man kostendeckend durch.

Weil die Internetshops der Apotheken im Zukunftspakt organisiert sind und dadurch den Endverbrauchern die Warenverfügbarkeit angezeigt werde, könnten auch Expresslieferungen angeboten werden. Kundinnen und Kunden, die knapp 5 Euro mehr zahlten, erhielten ihre Bestellung innerhalb von 45 Minuten. „Verfügbarkeit ist das A und O“, sagt Olgemöller. „Ein Patient, der auf sein Medikament warten muss, bestellt beim nächsten Mal womöglich direkt beim Versender. Mit unserer hohen Verfügbarkeit machen wir die Versandapotheken maximal unattraktiv.“

Die Expresslieferung werde moderat angefragt – etwa einmal pro Woche. Doch das spiele keine Rolle, da es wichtig für die Außendarstellung und Werbung sei. „Das Signal ist, wir sind schneller als die Versender, deshalb muss das Angebot sein.“ Komme eine Expressbestellung rein, könne diese über die normalen Touren abgedeckt werden.

Das Warenlager beläuft sich auf rund 4000 Packungen. „Aber wir helfen uns gegenseitig aus.“ Auch die im Sommer übernommene Apotheke am Stoppenberg soll in das System integriert werden.

Partner-Apotheken gesucht

Die Olgemöllers würden gerne im Verbund das komplette Stadtgebiet Essen mit einem Arzneimittelbotendienst abdecken – und das Feld damit keinen Schnellbringdiensten oder Versandapotheken überlassen. Doch dafür fehlt es an weiteren Partner-Apotheken. „Ideal wären zwölf bis 15 Apotheken in Essen.“ Die Akquise sei ein Problem, da die Zeit fehle. Zudem gebe es eine Hemmschwelle, den eigenen Botendienst aufzugeben und zu zentralisieren. Die Olgemöllers empfehlen deshalb eine Übergangsphase, etwa um langjährige Mitarbeitende, die nicht wechseln wollen, nicht zu verprellen.

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