Melanome treten oft genau dort auf, wo die Haut durch Kleidung weniger geschützt ist. Britische Daten zeigen: Bei Männern betrifft das vor allem den Rumpf, bei Frauen die Beine. Das Sonnenverhalten und die Wahl der Kleidung prägen so das Risiko entscheidend mit. Laut WHO könnte sich die Zahl der Neuerkrankung bis 2040 verdoppeln.
Eine aktuelle Analyse britischer Hautkrebsdaten der Forschungsinstitutions Cancer Research UK zeigt, dass Kleidung beeinflusst, an welchen Körperstellen sich das maligne Melanom entwickelt. Die Auswertung basiert auf nationalen Krebsregisterdaten aus den Jahren 2018 bis 2021. Die retrospektive epidemiologische Studie ohne experimentelles Design oder therapeutische Maßnahmen liefert beschreibende Erkenntnisse zur Häufigkeit des malignen Melanoms nach Geschlecht, Alter und Körperregion.
Bei Männern wurden 40 Prozent der Melanome am Rumpf diagnostiziert – das umfasst Rücken, Brust und Bauch – mit etwa 3700 Fällen pro Jahr. Bei Frauen treten Melanome am häufigsten an den unteren Gliedmaßen auf, also von Becken bis Füße, mit über einem Drittel aller Fälle und rund 3200 pro Jahr.
Daten von 2016 bis 2018 verdeutlichen die geschlechtsspezifische Verteilung nach Körperregion:
Bei Frauen:
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Im betrachteten Zeitraum wurden jährlich etwa 16.700 Melanomfälle registriert, fast gleich verteilt auf Frauen und Männer. Die unterschiedliche Verteilung der erkrankten Hautstellen erklärt sich laut den Wissenschaftler:innen durch Kleidung und Verhalten: Männer zeigen bei warmem Wetter öfter den Oberkörper, Frauen tragen häufiger kurze Hosen oder Röcke, sodass diese Stellen stärker UV-Strahlen ausgesetzt sind.
Ultraviolette Strahlen seien in der Lage die Erbsubstanz der Hautzellen zu schädigen und verursachten rund 90 Prozent der Melanom-Fälle, ermittelte das Team von Cancer Research UK. Sie sind auch bei bewölktem Himmel, besonders von März bis Oktober, gefährlich. Laut der Forschenden unterschätzen viele die Wirkung der Strahlen, besonders an bewölkten Tagen, und: Schon ein Sonnenbrand erhöhe das Melanomrisiko deutlich. Neben Schutzmaßnahmen sei die frühzeitige Erkennung zentral: Neue oder veränderte Muttermale sollten zeitnah ärztlich untersucht werden.
Fiona Osgun, Leiterin der Gesundheitsinformation bei Cancer Research UK, erklärt: „Wenn das Wetter wärmer wird, ist es sehr wichtig, sich gut zu schützen. Schon einmal alle paar Jahre einen Sonnenbrand zu bekommen, kann das Risiko für Melanom im Vergleich zu keiner Sonnenverbrennung verdreifachen. Und es sind nicht nur die heißen Tage – ultraviolette Strahlen können auch bei bewölktem oder kühlem Wetter stark genug sein, um Hautschäden zu verursachen.“
Das maligne Melanom ist die fünfthäufigste Krebserkrankung im Vereinigten Königreich. Von 2017 bis 2019 entfielen 49 Prozent der Fälle auf Frauen, 51 Prozent auf Männer.
Melanome betreffen dabei nicht nur Ältere: Frauen zwischen 20 und 24 Jahren sind 2,6-mal häufiger betroffen als Männer derselben Altersgruppe. Ab 55 Jahren steigen die Erkrankungszahlen bei Männern deutlich, rund 29 Prozent der Fälle betreffen Menschen über 75 Jahre. Die höchsten Raten finden sich bei 85- bis 89-Jährigen.
Seit den 1990er-Jahren stiegen die Melanomraten stark: bei Frauen um 110 Prozent, bei Männern fast 200 Prozent. Für 2025 werden etwa 21.300 neue Fälle erwartet, ein Anstieg von knapp 22 Prozent gegenüber 2023. Trotz steigender Fallzahlen sinkt die Sterblichkeit dank besserer Früherkennung und moderner Therapien; in England überleben neun von zehn Erkrankten mindestens zehn Jahre.
Laut dem Bericht „Cancer Today“ des Global Cancer Observatory, einer Krebsdatenbank der Weltgesundheitsorganisation (WHO), gab es 2022 weltweit etwa 330.000 neue Hautkrebsfälle, vor allem in Australien, Nordamerika und Europa. Nach Prognosen der WHO könnte sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen bis zum Jahr 2040 mehr als verdoppeln, sofern keine wirksamen Maßnahmen zur Vorbeugung greifen.
Auch in Deutschland zeigt sich dieser Trend: 2022 registrierte das Robert Koch-Institut über 25.000 neue maligne Melanome, davon mehr als 12.000 bei Frauen und über 13.000 bei Männern. Das mittlere Erkrankungsalter bei Frauen liegt bei 63, bei Männern bei 69 Jahren. Die jährlichen Neuerkrankungen bei nicht-melanozytärem Hautkrebs werden auf etwa 209.000 geschätzt, genaue Zahlen fehlen wegen fehlender Meldepflicht.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete für 2022 über 109.000 stationäre Behandlungen wegen Hautkrebs, ein Anstieg von rund 75 Prozent seit 2002, vor allem bei hellem Hautkrebs. Mehr als 4400 Menschen starben 2022 an Hautkrebs, vorwiegend Menschen in einem Alter über 80 Jahre.
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