Public Health

Warken plädiert für Forschung, Resilienz und Aufklärung

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Berlin -

Der demografische Wandel, die Zunahme chronischer und psychischer Erkrankungen sowie veränderte Lebens- und Arbeitsbedingungen stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Um diese zu bewältigen, steige auch die Bedeutung eines Public-Health-Ansatzes, der Risiken früh erkennt, wirksame Prävention ermöglicht und die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig stärkt. In einer Stellungnahme zur „Medizinisch-wissenschaftlichen Bestandsaufnahme zu Public Health“ fordert die Bundesärztekammer (BÄK) eine übergreifende, wissenschaftlich fundierte Public-Health-Strategie.

Zur Bestandsaufnahme gehöre auch, „dass Deutschland beim Gesundheitszustand der Bevölkerung, bei der Gesundheitskompetenz und bei den Anreizen, ein möglichst gesundheitsbewusstes Leben zu führen, sicherlich noch Luft nach oben hat“, erklärte Warken. Das betreffe alle Lebenswelten, alle Lebensphasen und alle Kompetenzbereiche; Public Health sei sehr komplex. Deswegen müsse man im Bereich der Gesundheitspolitik an verschiedenen Stellen ansetzen.

Daten und Forschung

Der Bereich Forschung und Innovation lebe wie kaum ein anderer von Daten. „Ich glaube, wir können mit dem kürzlich vorgestellten Forschungsdatenzentrum auch ein wirklich neues Level erreichen, was die Verfügbarkeit und Breite von Daten angeht“, so Warken. Dadurch würden alle Versorgungsbereiche profitieren – von der frühzeitigen Vermeidung von Krankheiten bis zu wirksameren Therapien durch innovative Ansätze. „Die schnellstmögliche Nutzung, ein schneller Erkenntnisgewinn und die konkrete Umsetzung sind dabei das gemeinsame Ziel.“

Außerdem müsse die Bevölkerung besser und schneller mit faktenbasierten Informationen erreicht werden, um das Wissen über die eigene Gesundheit zu verbessern. Um eine finanzierbare und gute Gesundheitsversorgung für die Zukunft aufzustellen, seien Veränderungen unumgänglich. Dabei werde auch die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger eine zentrale Rolle spielen. „Um die Eigenverantwortung auch dann wahrnehmen zu können, braucht es eben auch Wissen und Gesundheitskompetenz“, so die Ministerin. Die Gesundheitskommunikation solle inhaltlich noch stärker miteinander abgestimmt werden – angefangen bei den nachgeordneten Behörden des BMG.

Resilienz und Zusammenarbeit

Darüber hinaus seien Fragen der Gesundheitssicherheit und Resilienz im Krisenfall hochaktuell. Das sei kein „Alarmismus“. „Die Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch darauf, sich in jeder Lage des Landes auf die Handlungsfähigkeit des Staates verlassen zu können“, erklärte Warken. Und deshalb bereite das BMG derzeit ein Gesetz zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Ausnahmefall vor.

„Die Aufgabe kann, wie Public Health insgesamt, nur umfassend und gemeinsam angegangen werden. Auch hier spielt die Ärzteschaft wie viele weitere Berufe eine wichtige Rolle, genauso wie die Länder und die Kommunen“, betonte Warken.

Die Stellungnahme werde noch viel mehr beleuchten. „Insbesondere die Leitbilder einer besseren und reibungsloseren Kooperation zwischen den Berufsgruppen, der Lastenverteilung auf verschiedene Schultern und ein möglichst niedrigschwelliger Zugang für die Bevölkerung möchte ich abschließend als Ansätze hervorheben, die wir im Ministerium in den zahlreichen Reformen angehen werden“, erklärte die Ministerin.

„Public Health“ in allen Politikfeldern

„Es gibt viele Einflussfaktoren und Umstände, die bestimmen, ob ein Mensch gesund bleibt oder erkrankt. Manchmal ist es einfach nur Schicksal, doch maßgeblich hängen Gesundheit und Krankheit von individuellen Verhaltensweisen, aber auch von Lebensumständen und sozialem Status ab“, erklärte erklärt BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Public Health greife diese und viele weitere Zusammenhänge auf: Es gehe darum, Ursachen von Erkrankungen zu erkennen, Prävention zu fördern und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. „Wenn wir die Gesundheit der Bevölkerung langfristig stärken wollen, müssen wir sie im Sinne eines Health-in-all-Policies-Ansatzes in allen Politikfeldern mitdenken“, betonte er.

Nur wenn politische Entscheidungen in Bereichen wie Bildung, Umwelt, Arbeit, Stadtentwicklung oder Verkehr auch gesundheitliche Auswirkungen berücksichtigen würden, könne die Gesunderhaltung der Bevölkerung als gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe gelingen.

Prävention stärken

„Die Stärkung des Arbeits- und Forschungsfeldes Public Health insbesondere in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung sowie Gesundheitsschutz erfordert transparente Governance, klare Finanzierungsstrukturen, zentrale Dateninfrastrukturen und ressortübergreifendes politisches Handeln“, betonte Professor Dr. Ute Thyen, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und Federführende des Arbeitskreises „Medizinisch-wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu Public Health“.

Dringend müsse insbesondere die Prävention gegenüber der kurativen Gesundheitsversorgung gestärkt werden – insbesondere durch gesunderhaltende Gestaltung der Lebenswelten. Evidenzbasierter Gesundheitskommunikation, Einbindung und Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Nutzung digitaler Daten für eine effektive Public-Health-Strategie komme dabei eine besonders hohe Bedeutung zu.

„Public-Health-Forschung ist die Grundlage für wirksame Verhältnisprävention, für die Stärkung gesundheitlicher Kompetenzen und für mehr Chancengerechtigkeit“, ergänzte Professor Dr. Michael Hallek, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK. Sie leiste damit einen zentralen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung, zur Resilienz unseres Versorgungssystems sowie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.

In den vergangenen Jahren seien bereits wichtige Voraussetzungen geschaffen worden – von einer gestärkten Forschungslandschaft über einen leistungsfähigeren Öffentlichen Gesundheitsdienst bis hin zu Fortschritten bei Datenschutz und Dateninfrastrukturen. „Gleichzeitig bleibt viel zu tun: Forschungsressourcen müssen stärker gebündelt, erfolgreiche Interventionen schneller in die Praxis übertragen und qualitativ hochwertige Daten für Forschung besser zugänglich gemacht werden“, betonte er.

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