„Was ist denn der Mehrwert?“

Versand-Debatte: „Bild“ grillt Preis

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Berlin -

Die „Bild“-Zeitung berichtete heute umfänglich über Apothekenthemen, so ging es um Lieferengpässe und die Probleme für die Apotheken vor Ort, die Abda-Präsident Thomas Preis umfänglich darlegte. Doch unter der Headline „Brauchen wir überhaupt noch Apotheken?“ kamen die Vor-Ort-Versorger schon deutlich schlechter weg. Im „Bild-Talk“ bezog Preis Stellung zur Notwendigkeit der Apotheken – und wurde von den beiden „Bild“-Redakteuren nahezu „gegrillt“.

So verwies Politik-Redakteur Josef Forster auf Statistiken, die zeigen, dass Versender immer beliebter werden. „Haben Sie keine Sorge, dass die Apotheke vor Ort einfach nicht mehr gebraucht wird?“ Preis antwortete, dass die Versender aus dem Ausland das System als Rosinenpicker ruinierten. „Das sehen auch Politikerinnen und Politiker so – wir sind da in vielen Gesprächen.“ Dem Staat werde hier auf der Nase herumgetanzt, ausländische Versender hielten sich nicht an geltendes Recht.

„Trotzdem ist es ja so, dass wenn ich nicht ganz schnell ein Medikament brauche, dann kann ich mir eins bestellen und dann kommt das am nächsten Tag, ohne dass ich die Apotheke aufsuchen muss“, hakte der „Bild“-Redakteur nach. Er wolle wissen, was die Apotheke vor Ort denn biete, was man nicht im Internet bestellen könne.

Preis’ Hinweis auf die Nähe am Patienten und die umfangreiche Beratung verfing nicht beim zweiten Talk-Host Konstantinos Mitsis, Redakteur „Leben & Gesundheit“ und Autor des Beitrags „Brauchen wir überhaupt noch Apotheken?“: „Also ich find’ das ein bisschen dünn, muss ich sagen, wenn Sie sagen, Apotheken haben eine Daseinsberechtigung und sind dafür da, eine Beratung zu liefern. Für mich ist es so: Ich brauche keine Beratung, wenn ich Ibuprofen brauche oder Nasenspray beispielsweise.“ Und auch bei anderen Arzneimitteln seien die Ärzt:innen die relevanten Ansprechpersonen in Sachen Dosierung.

„Was ist denn der Mehrwert? Wir hören seit 10, 15 Jahren, dass Apotheken von der Politik viele Erwartungen haben, aber gleichzeitig das Geschäftsmodell nicht überdenken oder sogar anpassen an die Zukunft.“ Arzneimittel seien jedoch nicht irgendeine Ware, so Preis, und auch Nasensprays seien keinesfalls zu unterschätzen, wie aktuelle Forderungen aus Dänemark zeigten, diese wieder raus aus den Supermärkten zu holen.

„Müssten die Apotheken nicht Dienstleistungen vor Ort anbieten?“

In Dänemark könne man dafür in die Apotheke gehen und sich den Blutruck messen lassen, so die erneute „Bild“-Nachfrage. „In Deutschland ist das ein bisschen schwierig. Ich habe gestern in drei Apotheken mal abgetestet – hier in Berlin – und gesagt, dass ich meinen Bluthochdruck testen möchte. In zwei Apotheken ging das nicht, in einer ging das. Stellt sich die Frage, muss man da nicht ein bisschen mehr an den Patienten denken und Dienstleistungen vor Ort anbieten?“

Ein Drogerieriese springe hier gerade ein – „warum kann das die Apotheke nicht?“, so der Redakteur weiter. „Viele Apotheken machen das, aber offensichtlich noch zu wenige“, antwortete Preis. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Kernaufgabe der Apotheken rechtlich nun einmal die Arzneimittelversorgung sei. Die angesprochenen pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) seien nun das, was man der Politik anbiete – bei entsprechender Honorierung.

Ein weiterer Interview-Schnipsel lief heute unter der Überschrift: „Warum sind Pillen online billiger, Herr Apotheken-Chef?“ Preis bezieht hier zur Gestaltung der OTC-Preise und dem Apothekenhonorar Stellung.

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