Beratung in der Apotheke, Kauf im Netz

Preis kritisiert „Beratungsklau“

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Berlin -

Patientinnen und Patienten lassen sich in der Apotheke beraten, kaufen ihre Medikamente aber dann online. Das sei „Beratungsklau“, erklärte Abda-Präsident Thomas Preis im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. 

Am Wochenende seien die Notfallambulanzen häufig überlastet – obwohl es oft um leichte Beschwerden ginge. „Der Weg in die Apotheke ist schneller – und entlastet das System erheblich“, erklärte Preis im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Gleichzeitig solle man sich nicht durch Wundermittel oder Wundertipps im Internet ablenken lassen. Das könne gefährlich enden. „Der klare Rat ist: Glauben Sie nicht einfach, was im Internet steht. Seien Sie kritisch und lassen Sie sich fachkundig beraten. Der wahre Experte ist derjenige, dem man ins Auge schauen kann“, mahnte Preis.

„Arzneimittel sind Produkte besonderer Art, die einer Beratung bedürfen – schon bei der Verordnung, insbesondere aber bei der Abgabe“, erklärte Preis. Diese Beratung müsse persönlich erfolgen. Dabei werde zum Beispiel auch geklärt, ob es Risiken gibt, etwa in Kombination mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln. Wichtig seien auch Hinweise zur richtigen Anwendung. Viele Kundinnen und Kunden kämen mit einem klaren Wunsch nach einem bestimmten Medikament in die Apotheke. „Im Beratungsgespräch wird dann geklärt, wofür das Medikament gebraucht wird und ob es überhaupt notwendig ist. Wenn sich herausstellt, dass gar kein Medikament notwendig ist, dann empfehlen wir andere Maßnahmen. Dazu zählen auch Hausmittel“, so Preis.

Politik muss handeln

Problematisch sei „Beratungsklau“, wenn Patientinnen und Patienten sich zwar in der Apotheke beraten ließen, dann jedoch das Arzneimittel online bestellen. „Drängender ist aber das Problem, dass sich Versandhändler nicht an die Arzneimittelpreisverordnung halten – obwohl sie dazu verpflichtet sind, wenn sie in Deutschland Medikamente für Versicherte der Krankenkassen liefern wollen. Sie verhalten sich eindeutig und mit Ansage gesetzeswidrig“, betonte Preis. Die Politik müsse schnell handeln: „Wir brauchen ein verlässliches Apothekensystem, das auch in Notsituationen funktioniert und für die Menschen da ist. Wir Apotheken versorgen Deutschland rund um die Uhr, und im Gegensatz zu Versandhändlern im Ausland sind wir immer da“, so der Abda-Präsident.

Auch beim Honorar sei Eile geboten: „Apothekerinnen und Apotheker haben seit fast zwei Jahrzehnten keine spürbare Honorarverbesserung bekommen. Für viele Apotheken ist der Apothekenbetrieb gar nicht mehr wirtschaftlich darstellbar: Die steigenden Kosten durch Personal, Mieten und Energie können durch eine Honorierung, die schon zwei Jahrzehnte alt ist, nicht mehr getragen werden.“ Es brauche hier dringend eine Anpassung, zu der sich die Bundesregierung verpflichtet habe, so Preis.

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