Apothekenhonorar im Gesundheitsausschuss

Overwiening: Vorschläge der Kassen gefährlich

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Berlin -

Im Gesundheitsausschuss des Bundestages ging es gestern um die Arzneimittelversorgung in Deutschland und das Apothekenhonorar. Auch Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening war zugegen. Das Resümee ist jedoch ernüchternd.

Die Unionsfraktion hatte einen 21-Punkte-Forderungskatalog zur Arzneimittelversorgung vorgelegt. Ziel der Maßnahmen ist neben einer Honorarerhöhung und mehr Beinfreiheit für die Apotheken auch die Bekämpfung von Lieferengpässen.

Keine Light-Apotheken, mehr Honorar

Overwiening hatte auf Anfrage der FDP die für die Apotheken relevantesten Punkte vorgestellt. Apotheken vor Ort könnten nur mit Apothekerin oder Apotheker eine sichere und verantwortungsvolle Versorgung sicherstellen – sie kritisierte damit direkt die Pläne Lauterbachs zur „Light-Apotheke“. Zudem müssten die Apothekerhonorare angemessen erhöht werden. Die Anhebung des Fixums mit gleichzeitiger Senkung des relativen Anteils nannte sie ein „Nullsummenspiel“. Außerdem forderte sie mehr Freiheit und einen Abbau der Bürokratie.

Doch die Vertreter der Krankenkassen widersprachen. Eine Erhöhung des Fixums könnte Mehrkosten von mindestens 2,7 Milliarden Euro bedeuten; und dies sei eine konservative Schätzung. Ohne Bundeszuschüsse stünden keine Mittel für Erhöhungen zur Verfügung.

Versorgung in Gefahr

„Die im Ausschuss geäußerten Vorschläge der Krankenkassen zum Apothekenhonorar und der Apothekenstruktur entbehren nicht nur jeder Sachlogik“, so Overwiening heute. „Sie sind ebenso gefährlich wie die aktuellen Vorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium, weil sie konkrete Leistungskürzungen für die Bevölkerung bedeuten.“ Wenn in den Apotheken nur noch bestimmte Leistungen angeboten werden können, weil Apotheker:innen fehlen und immer mehr Apotheken schließen, wird die Versorgung der Bevölkerung weiter ausdünnen, macht die Abda-Präsidentin deutlich.

„Wir setzen den bestehenden Dialog mit dem Bundesgesundheitsministerium und den Abgeordneten des Deutschen Bundestags fort und bringen unsere Positionen und eigenen Vorschläge weiterhin in allen apothekenrelevanten parlamentarischen Verfahren ein."

Keine Entspannung bei Engpässen

Doch gestern ging es nicht nur um das Apothekenhonorar. Auch Lieferengpässe wurden thematisiert. „Die gestrige Anhörung hat abermals die äußerst angespannte Versorgungslage bei der Verfügbarkeit von dringlich benötigten Arzneimitteln deutlich gemacht“, so Overwiening. Denn das im Sommer vergangenen Jahres beschlossene Lieferengpassgesetz (ALBVVG) und brachte bis jetzt nicht die angekündigte Entspannung. „Sowohl im verschreibungspflichtigen Bereich als auch im OTC-Markt müssen die Apotheken Tag für Tag alternative Präparate finden, damit die Patientinnen und Patienten überhaupt noch versorgt werden. Dies zeigt: Deutschland ist beim Managen von Arzneimittelknappheiten noch längst nicht über den Berg!“ Daher war es richtig und wichtig, dass die Unionsfraktion das Thema auf die politische Agenda gesetzt habe.

Sofortige Hilfe nötig

Aber Apotheken managen nicht nur Lieferengpässe, sondern übernehmen seit Jahresbeginn auch die Kommunikation zur Funktionsweise des noch holprigen E-Rezept-Systems. „Das alles stemmen wir trotz chronischer Unterfinanzierung, fehlender Anpassung des Apothekenhonorars, Nachwuchsmangels und Beschneidung von Handlungsfreiheiten“, macht Overwiening klar. „Um dabei noch unsere ureigenste Aufgabe zu erfüllen – nämlich die verlässliche Arzneimittelversorgung – brauchen wir sofortige politische Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entlastung. 11 Prozent aller Apotheken schreiben inzwischen negative Betriebsergebnisse, weitere 15 Prozent haben Ergebnisse bis 50.000 Euro. Daraus resultiert, dass die Apothekenzahl so schnell sinkt wie noch nie zuvor. Neben einer schnellen und verlässlichen Dynamisierung des Apothekenhonorars bedarf es einer sofortigen Erhöhung der Apothekenvergütung, um den Negativ-Trend der Apothekenschließungen zu stoppen.“

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