In einem Interview hat Abda-Präsident Thomas Preis der „Welt“ einen umfassenden Einblick in die Forderungen aus der Apothekerschaft gegeben. Dabei ging es um das Honorar, Lieferengpässe, das Apothekensterben und die erneute Forderung nach einem Rx-Versandverbot.
Aufhänger für das Interview mit Preis scheinen die gerade erst von der Abda veröffentlichten Apothekenzahlen zu sein, auch wenn sich hier noch auf die Zahlen von Ende 2024 bezogen wurde. Preis erklärt dem Welt-Journalisten, dass der Vergleich der Apothekendichte hierzulande mit der in skandinavischen Ländern hinkt – das Apothekensterben bedrohe die Versorgung, vor allem dann, wenn es drauf ankomme: „Nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Auch bei anderen Katastrophen braucht es ein resilientes Gesundheitssystem – dazu braucht es ein dichtes Apothekennetz.“
Die aktuell per Koalitionsvertrag in Aussicht gestellten 9,50 Euro Fixum wären zudem nur ein Tropfen auf den heißen Stein, betont Preis. Allein die Anhebung des Mindestlohns würde einen Großteil des angehobenen Honorars aufzehren. „Wir haben ausgerechnet, dass es ein Honorar von 12 Euro braucht, um das auszugleichen, was uns seit einem Jahrzehnt nicht zugestanden wurde. Die 9,50 Euro aus dem Koalitionsvertrag sind daher ein erster, kleiner Schritt in die richtige Richtung.“
Dabei könnten Apotheken durchaus auch mehr Aufgaben übernehmen, um das Gesundheitssystem zu entlasten, so Preis weiter. Ob bei Dauerverordnungen oder beim Impfen: „Eine strukturierte Einbindung der öffentlichen Apotheken kann zu mehr Effizienz im Gesundheitswesen beitragen, Wartezeiten bei Haus- und Fachärzten reduzieren und die Notfallambulanzen entlasten.“
Im Interview warnt Preis zudem vor den weiterhin anhaltenden Lieferengpässen. „Durch das Lieferengpassgesetz, das vor zwei Jahren eingeführt wurde, spüren wir in der Praxis keine Besserung. Die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente ist zuletzt sogar gestiegen – von knapp 500 Ende 2024 auf inzwischen rund 550. Ein Ende ist nicht in Sicht, da weltweit die Nachfrage hoch ist. Wir werden zunächst damit leben müssen.“ Aber Apotheken bräuchten mehr Handlungsfreiheit, um diese Engpässe im Sinne der Patient:innen schneller und unbürokratischer lösen zu können.
Ein Ausweichen auf den Versand sei an dieser Stelle nicht sinnvoll: „Der Versandhandel, insbesondere der aus dem Ausland, stört systematisch den Versorgungsauftrag der öffentlichen Apotheken. Deshalb fordern wir, was in den allermeisten europäischen Ländern schon üblich ist. Nämlich, dass der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland verboten wird“, so Preis.
Er wirft den Versendern Rosinenpickerei vor sowie eine bewusste Inkaufnahme, beschädigte Arzneimittel auszuliefern: „Über Tage liegen die temperaturempfindlichen Mittel dann in ungekühlten Transportern. Und es gibt keinerlei Dokumentation darüber, unsere Behörden sind überfordert, das zu kontrollieren. Am Ende ist es der Patient, der die Nachteile erleidet, wenn er durch Hitze nicht mehr wirksame Medikamente erhält.“
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