Die Zahl der Apotheken ist weiterhin rückläufig. Das Apothekensterben droht sich in Folge des BGH-Urteils zu beschleunigen, warnt Ates Gürpinar, Sprecher für Public Health von der Linken. Gürpinar will das Rx-Versandverbot wieder auf die politische Tagesordnung bringen und spricht sich für ein Ende der gesetzlichen Zuzahlung aus.
In der vergangenen Woche hatte der Bundesgerichtshof (BGH) über die Zulässigkeit von Bonuszahlungen bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel verhandelt und auf Grundlage der alten Regelung im Arzneimittelgesetz (AMG) entschieden, dass die Preisbindung für Rx-Arzneimittel nicht für ausländische Versender gilt.
„Arzneimittelversorgung darf nicht zur Rabattschlacht verkommen“, appelliert Gürpinar. „Apotheken sollen die Menschen beraten und die Arzneimitteltherapie sicherer machen – das können Versandapotheken aber nicht leisten.“
Dafür brauche es die Apotheke vor Ort, die eine Versorgung rund um die Uhr gewährleistet und Notdienst hat, Rezepturen herstellt und moderne Konzepte – etwa für Menschen in Pflegeheimen anbietet.
„Das Apothekensterben grassiert gerade auf dem Land schon jetzt.“ Mit dem BGH-Urteil drohe es sich noch zu beschleunigen. „Falsche oder falsch angewendete Arzneimittel verursachen viel gesundheitliches Leid und gigantische Folgekosten. Verhindern lässt sich das mit besserer und intensiverer Betreuung, nicht mit Rabattschlacht und Rosinenpickerei.“
„Wir sehen, dass sich arme und ältere Menschen mit kleiner Rente und mehreren Medikamenten kaum leisten können, auf Rabatte zu verzichten. Ihnen wäre aber viel mehr geholfen, wenn die Zuzahlungen abgeschafft werden“, so Gürpinar.
„Auch darum wollen wir das Versandverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel wieder auf die politische Tagesordnung setzen“, stellt der Politiker klar. Denn gute Beratung dürfe keine Frage des eigenen Geldbeutels sein. Doch darauf würde durch das BGH-Urteil hingesteuert.
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