Flüchtlingsversorgung

Bezirksregierung lobt Apotheken

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Berlin -

Der Apothekerverband und die Apothekerkammer Westfalen-Lippe luden am Dienstag zu einem „Flüchtlingsgipfel“. Dort informierten sie die Kreissprecher über aktuelle Regelungen der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen. Amtsapotheker und Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg berichteten von der derzeitigen Flüchtlingssituation und unterstrichen die Bedeutung der Apotheken vor Ort.

80 Gäste nahmen an dem dreistündigen Treffen teil, bei dem Kammer und Verband von ihren Mitgliedern auch ein Meinungsbild einholten, wie die Versorgung derzeit funktioniere. Die Kreissprecher sprachen Probleme aus ihrer Region an und erklärten, an welchen Stellen sie von Kammer und Verband Unterstützung benötigten.

Fragen von Apothekern seien vor allem zur Rezeptabrechnung gekommen, heißt es von der Kammer. Gewöhnlich besuchen Ärzte in Nordrhein-Westfalen die Flüchtlingsunterkünfte und stellen Verschreibungen auf rosa Rezepten aus. Diese werden dezentral eingelöst: „Es ist nicht vorgesehen, dass nur eine Apotheke ein ganzes Heim versorgt“, erklärt Kammersprecher Michael Schmitz. Kostenträger der Flüchtlingsrezepte ist in Nordrhein-Westfalen die Bezirksregierung Arnsberg.

Doch bei der Rezeptausstellung werde oftmals improvisiert: Es gebe etwa pensionierte Ärzte, die Flüchtlinge ehrenamtlich versorgen und für Verordnungen blaue Rezepte verwendeten. „Auch wenn der Kostenträger auf dem Rezept nicht ganz korrekt ausgefüllt ist, funktioniert die Erstattung nach den Erfahrungen unserer Mitglieder: Bisher ist keiner auf dem Geld sitzen geblieben“, berichtet Schmitz. Die Apotheker hätten bei Fehlern etwa einen Hinweis an das Rezept geheftet und es damit an die Bezirksregierung geschickt.

Anne-Christin Zurlutter, Dezernentin für Unterbringung, Betreuung und Zuweisung von Flüchtlingen an der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, bekam für die Zusammenarbeit viel Applaus von den anwesenden Apothekern. Sie betonte, dass ihr Dezernat bei der Arzneimittelversorgung der Flüchtlinge auf die Apotheken vor Ort setze.

Zurlutter räumte ein, dass die Kostenerstattung vom Dezernat aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen bis zu zehn Wochen dauern könne. „Derzeit erreichen uns täglich etwa 1000 Rechnungen aus den Apotheken“, berichtete Zurlutter. Sie bat um Verständnis, dass die Bearbeitung der eingereichten Rezepte wegen der Personalsituation im Amt Zeit kosten könne. Von Apothekerseite wurde jedoch berichtet, dass eine derart lange Bearbeitungszeit die Ausnahme sei.

Um das Bezirksamt zu entlasten, werde der Einbezug weiterer Ämter diskutiert, berichtet Dr. Sebastian Schwintek, Geschäftsführer des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. „So bald wie möglich soll die Abrechnung der Flüchtlingsrezepte in den Rechenzentren möglich sein“, ergänzt er.

Die Kreissprecher schilderten noch ein weiteres Problem bei der Versorgung von Flüchtlingen: Während in den Heimen oftmals Dolmetscher aushelfen, kommen Flüchtlinge auch allein in Apotheken. Dann bilde die Sprache vielfach eine Barriere. Doch diese wird von den Apothekern pragmatisch überwunden: Sie verwendeten Piktogrammvorlagen der Kammer oder Übersetzungsapps, berichteten die Sprecher.

Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening wies zum Abschluss der Veranstaltung darauf hin, dass die Flüchtlingswelle nicht nur eine Mammutaufgabe sei, sondern auch neue Chancen eröffne. Gut ausgebildete Flüchtlinge könnten den Nachwuchsmangel eindämmen – die ersten seien bereits in Apotheken tätig. Sie sollten möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden, fordert sie.

Im Jahr 2014 sind laut Zurlutter 82.000 Flüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen eingereist. Für das Jahr 2015 seien bereits 244.000 Flüchtlinge in das Bundesland gekommen – derzeit kämen etwa 2500 pro Tag hinzu. Aktuell stünden dem Andrang 292 Notunterkünfte mit einer Kapazität von nur etwas mehr als 70.000 Plätzen gegenüber.

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