Kein Rückhalt von der Politik

Düstere Aussichten für 2026: Apothekensterben und Pleitewelle

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken sinkt seit Jahren, die Teams rechnen auch nicht damit, dass der Abwärtstrend 2026 gestoppt wird. Im Gegenteil: Was die Politik angeht, sind die Apotheken nach wie vor in der Defensive, so das Ergebnis einer aposcope-Befragung. Nur mit harten Protestmaßnahmen werde man noch etwas erreichen.

Dass die Zahl der Apotheken im kommenden Jahr zunehmen wird, glauben nur 4 Prozent der Befragten. Und von einer Stagnation gehen nur 5 Prozent aus – 91 Prozent rechnen damit, dass die Zahl weiter sinken wird. Schlimmer noch: Ebenfalls 91 Prozent gehen davon aus, dass sich der Rückgang sogar noch beschleunigen wird. 55 Prozent sind der Meinung, dass die aktuelle Schließungswelle primär Apotheken trifft, die unternehmerisch nicht zukunftsfähig aufgestellt sind. Ohne eine sofortige Honoraranpassung würden daher vor allem die aktuell defizitären Apotheken zur Aufgabe gezwungen sein, finden 89 Prozent. Und: 80 Prozent rechnen mit einer historischen Insolvenzwelle, die auch etablierte Standorte treffen kann.

Die Schließungswelle wird 2026 in vielen Regionen zu spürbaren Lücken in der Gesundheitsversorgung führen, so neun von zehn Befragten. Das trifft vor allem:

  • dünn besiedelte ländliche Regionen: 71 Prozent
  • Standorte mit akutem Ärztemangel/Praxisschließungen: 63 Prozent
  • reine Wohngebiete ohne Zentrum: 28 Prozent
  • Innenstädte mit hohem Gewerbe-Leerstand: 24 Prozent
  • sozioökonomisch schwache Gegenden (sogenannte Brennpunkte): 24 Prozent
  • Gegenden mit hohem Anteil an Migranten/Sprachbarrieren: 13 Prozent
  • Einkaufszentren/Shopping-Malls: 10 Prozent

Den sogenannten Friedhofseffekt können die Inhaberinnen und Inhaber aber nicht bestätigen: Dass die eigene Apotheke wirtschaftlich von der Schließung umliegender Wettbewerber profitiert, sieht nur jede:r dritte Befragte, 53 Prozent sehen das nicht so. Ähnlich sieht es mit Blick auf die eigene Personalsituation aus: Dass es hier durch frei werdende Mitarbeiter zu einer Entspannung kommt, denken nur 37 Prozent, 51 Prozent sind nicht davon überzeugt.

Kein Erfolg bei Politik

Dass die Apotheken Ende 2026 politisch besser da stehen, glauben nur 3 Prozent. 55 Prozent rechnen vielmehr mit einer schlechteren Position. Denn: 78 der Befragten finden nicht, dass die Politik die Sorgen der Apotheken endlich ernst nimmt. Auch dass die neue Abda-Spitze durchsetzungsfähiger ist als ihre Vorgänger, sieht eine Mehrheit von 54 Prozent nicht so. Unter den Inhaberinnen und Inhabern sind es sogar 67 Prozent.

Nur jede:r vierte Befragte findet, dass die Apothekerschaft derzeit geschlossen auftritt. 59 Prozent sehen es nicht so, unter den Inhaber:innen sogar 75 Prozent.

Harter Protest als Ausweg

Nur mit harten Protestmaßnahmen werden wir noch etwas erreichen, finden 61 Prozent (Inhaber: 75 Prozent). Denn: 53 Prozent stimmen der Aussage zu: „Egal was wir tun, die politischen Weichen sind gegen die Vor-Ort-Apotheke gestellt. Wir sollten uns auf Schadensbegrenzung konzentrieren.“

An der aposcope-Befragung nahmen vom 12. bis 15. Dezember 355 verifizierte Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA teil.

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