Am 28. März fand eine gesundheitspolitische Veranstaltung des Wirtschaftsrats der CDU statt – mit prominenter Beteiligung aus Politik und Industrie. Apotheker:innen waren nur vereinzelt anwesend, die Abda blieb der Veranstaltung fern. Das stößt auf Kritik bei den teilnehmenden Vertreterinnen aus der Apothekerschaft.
Apothekerin Ina Leischner, eine von drei anwesenden Kolleg:innen, betont: „Es ist wichtig, bei solchen Terminen präsent zu sein – aber weit und breit keine Abda.“ Dabei seien regelmäßig hochrangige Vertreter aus Ministerien und der Politik vor Ort – diesmal etwa Michael Weller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Auf der Veranstaltung wurden Teilnehmer:innen zufolge auch Themen der Apothekenbranche angesprochen, darunter eine mögliche Apothekenreform, die sich mit der bestehenden Unterfinanzierung auseinandersetzt und Ansätze wie ein Kombi-Modell, mögliche Skonti sowie die Einrichtung eines Strukturfonds zur besseren Unterstützung der Apotheken vorsieht.
Die Inhaberin verweist auf den dramatischen Versorgungsengpass in Sachsen: „Rund 50 Prozent der Arztsitze sind unbesetzt – wer außer uns Apothekern könnte das auffangen?“ Apotheken würden durch Beratung und Empfehlungen zunehmend Aufgaben übernehmen, die eigentlich in ärztlicher Hand lägen. Doch mit jeder Apothekenschließung wachse der Druck auf die verbliebenen Betriebe.
Auch Gesundheitskioske seien auf der Veranstaltung thematisiert worden – Apotheken hingegen kaum. Für Leischner ein klares Signal: „Wir leisten viel, aber tauchen in den Konzepten kaum auf.“ Auch das positive Signal der Abda zum Ergebnis der AG Gesundheit sei für sie nicht nachvollziehbar: „Das ist keine Verhandlungsstrategie. Wenn man schon den ersten Entwurf lobt, gibt es keine Basis mehr für Verbesserungen.“
Auch Daniela Hänel, Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, nahm an der Veranstaltung teil. Bereits im Vorfeld erhielt sie von Professor Dr. Dörte Busch, Fachgebietsleiterin Gesundheitspolitik beim Wirtschaftsrat, den Entwurf des gesundheitspolitischen Positionspapiers – und war überrascht: „Kein einziger Bezug zur Apotheke“, so Hänel. Daraufhin schickte sie eigene Punkte der Freien Apothekerschaft zurück – mit konkreten Forderungen zur Soforthilfe und besseren Repräsentation.
Im finalen Papier vom 28. März werden Apotheken dann zumindest an zwei Stellen erwähnt. Reformen des Gesundheitswesens seien angesichts des demografischen Wandels, neuer Therapien und Kassendefizite unerlässlich und müssten mit den Akteuren umgesetzt werden: „Denn Ärzte, Pflegekräfte, Apotheken, Sanitätshäuser und alle Gesundheitsleistungserbringer müssen diese Reformen umsetzen – und zwar ohne das Vertrauen der Patienten in das (Gesundheits-)System und in die persönliche Versorgung zu verlieren. Deshalb müssen die Akteure des Gesundheitswesens in den Prozess der politischen Willensbildung einbezogen werden“, heißt es in dem Papier des Wirtschaftsrats.
Auch Retaxationen werden thematisiert. Neben einer fairen Vergütung sollten auch die Regress- und Retaxationsvorschriften überprüft werden. „Es kann nicht sein, dass Ärzte und Apotheker aufgrund von Formfehlern, falschen Versorgungs- und/oder Bezugswesen die Versorgung ihrer Patienten mit für sie notwendigen Arzneimitteln am Ende aus eigener Tasche zahlen müssen“
Ärzt:innen und Krankenhäuser würden genannt, so Hänel. Aber Apotheken seien offenbar selbstverständlich, kritisiert sie. „Wenn es um wichtige Themen geht, sind wir nicht dabei!“ Hätten nicht wenigstens drei Apothekerinnen teilgenommen, wären Apotheken auf der Veranstaltung überhaupt nicht vertreten gewesen.
Die Apothekerin mahnt, dass das Papier der AG Gesundheit bisher nur ein Vorschlag sei: „Was kommt rein? Was wird umgesetzt?“ Zudem bleibe die Gleichbehandlung von Apotheken und Versandhändlern unklar. Während andere Gesundheitsakteure – etwa in der Heimversorgung – für jede Leistung abrechneten, leisteten Apotheken vieles unentgeltlich. Hänel stellt klar: „Einmalzahlungen sind keine Honorarerhöhung, sondern Soforthilfen. Was wir brauchen, ist dauerhafte finanzielle Anerkennung unserer Leistungen.“
Zudem betont sie die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen: „Man kommt an Entscheidungsträger, an die man sonst nicht herankommt – aber das geht nur, wenn wir auch wirklich da sind.“ In persönlichen Gesprächen – etwa mit Michael Weller vom BMG – seien wichtige Probleme der Branche diskutiert worden, darunter Probleme mit ausländischen Cannabis-Plattformen, Fragen zu elektronischen AU-Bescheinigungen und die mangelnde Gleichbehandlung von Präsenz- und Versandapotheken.