Verband der EU-Versender

„Apothekensterben ist ein Mythos“

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Berlin -

Trotz des anhaltenden Rückgangs der Apothekenanzahl sei die Arzneimittelversorgung in Deutschland gesichert. Zu diesem Schluss kommt ein neues Positionspapier der European Association of E-Pharmacies (EAEP) auf Basis aktueller Versorgungsdaten des Bundes-Apotheken-Registers und des Instituts IQVIA. Die Auswertungen machten demnach deutlich: Apotheken würden vor allem dort schließen, wo es ohnehin eine hohe Apothekendichte gebe. „Von einer Versorgungskrise kann keine Rede sein; die Versorgung der Bevölkerung bleibt stabil – auch im ländlichen Raum.“ Der Verband fordert eine Abkehr von emotionalisierenden Begriffen wie „Apothekensterben“ und plädiert für eine fakten- und datenbasierte Gesundheitspolitik.

Die Analyse der Apothekenschließungen zwischen Juli 2023 und Juli 2025 zeigte laut EAEP, dass Schließungen vor allem in Regionen mit hoher Apothekendichte stattgefunden hätten. Wo eine Apotheke geschlossen habe, sei die nächste verbleibende im Durchschnitt nur 390 Meter entfernt. Laut einer Untersuchung des Instituts IQVIA sei der Weg zur nächsten Apotheke für 97,5 Prozent der Bevölkerung zwischen 2018 und 2023 unverändert geblieben oder habe sich sogar verkürzt.

Außerdem würden Schließungen unwirtschaftlicher Standorte laut EAEP auch keine Abnahme der Betreuungskapazitäten bedeuten, denn die Zahl der in Apotheken beschäftigten Fachkräfte habe 2024 mit über 162.000 einen historischen Höchststand erreicht. Die pharmazeutische Versorgung in Deutschland bleibe demnach gesichert und entwickle sich gleichzeitig strukturell und technologisch weiter. Online-Apotheken hätten im letzten verfügbaren Zwölf-Monats-Zeitraum mehr als 76 Millionen Bestellungen von 25,9 Millionen Kund:innen aus Deutschland bearbeitet, was die Leistungsfähigkeit ortsunabhängiger, digitaler Versorgungsformen unterstreiche.

„Der digitale Arzneimittelbezug ist keine Nische mehr, sondern Teil der Versorgungsrealität. Online-Apotheken sind nicht das Problem – sie sind längst Teil der Lösung. Wer das ignoriert, verhindert Fortschritt und belastet das System unnötig“, sagt Olaf Heinrich, Co-Präsident der EAEP und Redcare-CEO.

Strukturreformen nötig

Die betriebswirtschaftliche Lage vieler Apotheken sei angespannt, trotz steigender Umsätze. Der Analyse zufolge seien die Gründe dafür vielschichtig: Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten, veränderte ärztliche Versorgungsstrukturen und strukturelle Marktverschiebungen unter den Vor-Ort-Apotheken prägten die Entwicklung. Online-Apotheken seien nachweislich nicht der Auslöser dieser Probleme. Wiederholte Schuldzuweisungen verzerrten die Debatte und verdecken strukturelle Probleme.

„Der Rückgang von Apotheken ist keine Versorgungskrise, sondern Ausdruck einer marktüblichen Konsolidierung. Wer weiter von Krise spricht, verhindert dringend notwendige Reformen“, sagt DocMorris-Chef Walter Hess, der ebenfalls Co-Präsident der EAEP ist.

Fixums-Erhöhung ist keine Lösung

Der Verband fordert von der Politik „echte Strukturreformen statt Aktionismus“ und schlägt konkrete Maßnahmen vor: Diese umfassen unter anderem eine datenbasierte, empirisch gestützte Politikgestaltung anstelle von „ideologischen Ansichten“, die Anwendung des Versorgungsparadigmas „digital vor ambulant vor stationär“, die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen, einen schonenden Umgang mit finanziellen Ressourcen sowie das Heben von Effizienzreserven, zum Beispiel durch den Ausbau selektivvertraglicher Möglichkeiten.

Eine pauschale Erhöhung des Fixhonorars für Arzneimittel sei nach Ansicht des Verbandes dagegen keine nachhaltige Lösung.

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