Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) soll aus der Abda austreten. So sieht es ein Antrag vor, der auf der Kammerversammlung beraten werden soll. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening stand bis vor einem Jahr noch selbst an der Spitze der Dachorganisation.
„Die Kammerversammlung möge den Austritt der Apothekerkammer Westfalen-Lippe aus der Abda mit Wirkung zum 1. Januar 2028 im Sinne eines Vorratsbeschlusses beschließen“, so der Antrag von Jörg Nolten. Der Inhaber der Glocken-Apotheke in Bottrop ist seit Jahren selbst in der Kammer aktiv. Er findet aber: „Im Jahre 2025 wurden keine berufspolitischen Erfolge für die Apothekerschaft errungen, obwohl dafür in den Vorjahren der Boden bereitet wurde und es unsere zentrale Forderung nach einer Honorarerhöhung bis in den Koalitionsvertrag geschafft hat.“
In der Hauptgeschäftsstelle der Abda stünden Stellen zur Neubesetzung ebenso wie ein großer personeller Umbruch an. „Es ist zu befürchten, dass bei dem bestehenden Konstrukt der Bundesvertretung weitere Misserfolge vorprogrammiert sind. Für diesen Fall soll der Beschluss des Austrittes im Sinne eines Vorratsbeschlusses greifen. Im Berufsstand gibt es eine immer lauter werdende Forderung nach Professionalisierung an der Spitze der Abda. Im jetzigen Konstrukt blockiert sich der Berufsstand in der Abda immer wieder selbst.“
Nolten nennt ein Beispiel: „Zurzeit stehen sich die Akteure auf dem Gesundheitsmarkt in unterschiedlich großen Konstellationen gegenüber. Während Retaxationen – auch der großen Krankenkassen – über zentrale Stellen beanstandet werden, fehlt bei rechtlichen Fragestellungen (selbst bei bundeseinheitlichen, gesetzlichen Regelungen) eine einheitliche Bewertung durch Bundeapothekerkammer (BAK), Deutschen Apothekerverband (DAV), Abda.“
„Die Zuständigkeit obliegt immer bei der örtlichen Kammer oder dem Verband, auch bei berufspolitischem Überhang zum Beispiel bei der Fälschung von Tirzepatid-Rezepten. Auch beim Aushandeln der Lieferverträge werden diese immer kleinteiliger. Eine Konzentrierung auf die Spitze der Bundesvertretung in den Händen professionalisierter Vorstände würde Ressourcen schonen und die Schlagkraft der Berufsvertretung deutlich erhöhen“, so Nolten.
Hinzu kämen aus seiner Sicht „unlösbare Rollenkonflikte zwischen den Landesapothekerverbänden/-vereinen einerseits (die im Sinne einer starken Interessenvertretung zu Maßnahmen wie Streiks, Schließungen auf Zeit oder Kürzungen des Notdienstes aufrufen können und auch sollten) und den Landesapothekerkammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts andererseits (die zur Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung beitragen müssen)“.
Für ihn ist klar: „Eine stärkere Professionalisierung würde den Handlungsspielraum der Abda erweitern und Reibungsverluste vermeiden.“
Nolten schreibt, er sei im Nachgang zur Diskussion im Finanzausschuss im Frühjahr und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Äußerungen des Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG), Dr. Georg Kippels, und des saarländischen Kammerpräsidenten Manfred Saar zu seiner Haltung gekommen und habe daher seinen Antrag vom 25. August zur Kammerversammlung am 3. Dezember mit einer neuen Begründung versehen.
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