Wespengift gegen Tumorzellen | APOTHEKE ADHOC
Krebsforschung

Wespengift gegen Tumorzellen

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Berlin -

Eine Gruppe von Forschern der University of Leeds und der Sao Paulo State University hat in Laborversuchen an Modellmembranen gezeigt, dass das Gift einer speziellen Wespenart Krebszellen tötet – und zwar ausschließlich. Gesunde Zellen bleiben unversehrt. Für die Krebstherapie könnte das ein großer Fortschritt sein: Heutige Medikamente können nicht zwischen kranken und gesunden Zellen unterscheiden.

Die von den Wissenschaftlern untersuchte Wespenart „Polybia paulista“ stammt aus Brasilien und wird als sehr aggressiv eingestuft. In ihrem Gift ist das Peptid MP1 enthalten, das mit Phosphatidylserin interagiert. Das Lipidmolekül kommt an der Oberfläche von Krebszellen viel häufiger vor als bei gesunden Zellen. Nur an den geschädigten Zellen kann MP1 daher seine Wirkung entfalten und große Löcher in der Zellmembran erzeugen.

„Krebstherapien, die die Lipidstruktur von Zellmembranen attackieren, wären eine komplett neue Klasse von Krebsmedikamenten“, sagte Co-Autor Dr. Paul Beales von der University of Leeds. „Sie könnten helfen, neue Kombinationstherapien zu entwickeln, in denen mehrere Teile der Krebszellen von verschiedenen Wirkstoffen gleichzeitig angegriffen werden.“

In den Laborversuchen konnte bewiesen werden, dass das Gift das Wachstum von Prostata- und Blasenkrebszellen verhindert. Sogar bei multiresistenten leukämischen Zellen konnte es Wirkung entfalten. Der selektive Mechanismus sei noch nicht geklärt.

Dr. João Ruggiero Neto von der Sao Paulo State University vermutet, dass das Phänomen etwas mit den einzigartigen Proportionen von Krebszellmembranen zu tun haben könnte: „Diese Perforationen entstehen innerhalb von Sekunden und erlauben zentralen Molekülen wie RNS und Proteinen, die Zellen zu verlassen.“

In weiteren Studien wollen die Forscher die Aminosäuresequenz von MP1 verändern, um zu untersuchen, wie die Peptidstruktur die Wirkung beeinflusst. Ziel sei, die Selektivität des Peptids weiter zu verbessern und sein Potenzial für den medizinischen Einsatz herauszuarbeiten.

Auch wenn MP1 im Labor gezeigt habe, dass es Krebszellen erkenne und gesunde Zellen verschone, werde die Wissenschaft weiter forschen müssen. Man müsse herausfinden, ob die Anwendung des Gifts am Patienten sicher und wirksam sei, so Beales.

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