Ausgeprägter Insulinmangel, fehlende Insulinresistenz

Typ-5-Diabetes als eigenständige Form anerkannt

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Berlin -

Die Internationale Diabetes-Föderation (IDF) reagiert auf eine bisher vernachlässigte Form der Stoffwechselerkrankung: Auf dem Welt-Diabetes-Kongress 2025 kündigte sie die Gründung einer Arbeitsgruppe für Typ-5-Diabetes an. Diese selten beachtete Diabetesform tritt vor allem bei unterernährten Jugendlichen in ärmeren Regionen auf und wurde erst kürzlich als eigenständig anerkannt. Ziel der Initiative ist es, weltweit gültige Diagnosekriterien zu entwickeln und die medizinische Versorgung zu verbessern.

Typ-5-Diabetes wurde Anfang 2025 bei einem Expertentreffen in Indien offiziell als eigenständige Diabetesform anerkannt. Zuvor wurde die Stoffwechselerkrankung als „Diabetes mellitus in Verbindung mit Mangelernährung“ geführt. Sie betrifft schätzungsweise 20 bis 25 Millionen Menschen weltweit, vorwiegend in Asien und Afrika.

Die Erkrankung tritt insbesondere bei untergewichtigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf. Typ-5-Diabetes ist gekennzeichnet durch einen ausgeprägten Insulinmangel bei gleichzeitig fehlender Insulinresistenz. Anders als bei Typ-1-Diabetes, der auf autoimmunbedingter Zerstörung von Betazellen beruht, und Typ-2-Diabetes, der durch Insulinresistenz geprägt ist, gilt eine gestörte Bauchspeicheldrüsenentwicklung infolge chronischer Unterernährung in Kindheit oder Jugend als Ursache.

Anerkennung als historischer Wendepunkt

Beim kürzlich abgehaltenen Welt-Diabetes-Kongress erklärte IDF-Präsident Peter Schwarz: „Die Anerkennung von Typ-5-Diabetes stellt einen historischen Wendepunkt in der globalen Herangehensweise an Diabetes dar. Diese Erkrankung wurde viel zu lange nicht als eigenständige Form erkannt – mit der Folge, dass Millionen Menschen keinen Zugang zu einer angemessenen Versorgung hatten. Mit der Gründung der Arbeitsgruppe zu Typ-5-Diabetes ergreifen wir nun entschlossene Maßnahmen, um dies zu ändern. Es geht um Gerechtigkeit, Wissenschaft und das Retten von Leben.“

Obwohl Typ 5 bereits seit den 1950er-Jahren beschrieben wird, wurde sie lange Zeit nicht als eigenständige Form erkannt und häufig fälschlich als Typ-1- oder Typ-2-Diabetes eingeordnet. Neue Forschungsergebnisse konnten jedoch ein eigenständiges metabolisches Muster nachweisen.

Die Behandlung von Typ-5-Diabetes könnte in vielen Fällen ohne Insulin erfolgen. Orale Antidiabetika könnten eine kostengünstige Alternative darstellen, was angesichts der wirtschaftlichen Lage vieler betroffener Regionen von Bedeutung ist. Die IDF sieht in der Anerkennung und gezielten Erforschung von Typ-5-Diabetes einen wichtigen Schritt zu mehr globaler Gerechtigkeit in der Diabetesversorgung.

Bislang nur vier Diabetes-Typen

Die aktuelle Klassifikation unterscheidet, vier Hauptgruppen, wobei Typ-3-Diabetes eine Sammelkategorie für alle sekundären Formen darstellt. Hierunter könnten auch Diabetesformen infolge chronischer Pankreatitiden oder angeborener Stoffwechseldefekte fallen – also potenziell auch Mangelernährungs-bedingte Diabetesformen.

Die Klassifikation ist wie folgt:

  • Typ-1-Diabetes

Autoimmunbedingter Diabetes, bei dem körpereigene Antikörper die insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas zerstören. Folge ist ein absoluter Insulinmangel. Die Erkrankung beginnt meist im Kindes- oder Jugendalter, kann aber auch Erwachsene betreffen. Eine lebenslange Insulintherapie ist erforderlich.

  • Typ-2-Diabetes

Die häufigste Form des Diabetes, bei der eine Insulinresistenz vorliegt. Die Zellen sprechen nicht mehr ausreichend auf Insulin an, zusätzlich kann im Verlauf auch die Insulinproduktion nachlassen. Typisch ist ein schleichender Beginn im Erwachsenenalter, zunehmend auch bei jüngeren Menschen. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Veranlagung. Therapie: Lebensstiländerung, ggf. orale Antidiabetika oder Insulin.

  • Typ-3-Diabetes

Sammelbegriff für alle sekundären Diabetesformen, zum Beispiel durch Erkrankungen des Pankreas, genetische Defekte oder endokrine Erkrankungen oder Medikamente. Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung.

  • Typ-4-Diabetes (Gestationsdiabetes)

Vorübergehende Glukosetoleranzstörung, die erstmals während einer Schwangerschaft auftritt. Erhöhtes Risiko für Komplikationen bei Mutter und Kind sowie für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes nach der Schwangerschaft. Die Behandlung erfolgt primär über Ernährung, in Einzelfällen mit Insulin.

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