Tirzepatid könnte die Behandlung von Typ‑2-Diabetes verändern, da es neben der Blutzuckersenkung auch das Herz-Kreislauf-Risiko beeinflusst. In einer internationalen Studie wollte Hersteller Lilly prüfen, wie Tirzepatid im Vergleich zum Konkurrenten Dulaglutid abschneidet.
Die Behandlung von Typ-2-Diabetes orientiert sich zunehmend an Therapien, die neben der Blutzuckersenkung auch das Herz-Kreislauf-Risiko senken. Tirzepatid könnte hier eine neue Option darstellen; bislang fehlen belastbare Vergleiche mit etablierten Wirkstoffen wie Dulaglutid allerdings. Die zentrale Fragestellung einer aktuellen Studie im Auftrag von Lilly konzentrierte sich auf die Sicherheit von Tirzepatid hinsichtlich schwerwiegender Herz-Kreislauf-Ereignisse.
Die Studie umfasste über 13.000 Personen mit Typ-2-Diabetes und bestehender atherosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die Teilnehmenden waren im Mittel 64,1 Jahre alt, die Diabetesdauer betrug durchschnittlich 14,7 Jahre. Rund zwei Drittel hatten bereits eine koronare Herzkrankheit. Als Standardtherapie nahmen 81,4 Prozent der Proband:innen Metformin, 48,8 Prozent Insulin, 30,6 Prozent SGLT2-Inhibitoren und 21,6 Prozent Sulfonylharnstoffe als Standardtherapie.
Während der Studie erhielten die Patient:innen zusätzlich entweder Tirzepatid oder Dulaglutid. Die mediane Behandlungsdauer betrug jeweils über 47 Monate. Die Studie wurde als doppelblinde, randomisierte Untersuchung über einen Median von vier Jahren durchgeführt. Wöchentlich wurde bis zu 15 mh Tirzepatid oder 1,5 mg Dulaglutid verabreicht.
Es zeigte sich, dass Tirzepatid Dulaglutid nicht unterlegen ist: Das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulären Tod war unter Tirzepatid um 8 Prozent geringer. Der HbA1c-Wert sank unter Tirzepatid um 1,66 Prozentpunkte, unter Dulaglutid um 0,88 Prozentpunkte. Die Gewichtsabnahme betrug 11,6 Prozent unter Tirzepatid und 4,8 Prozent unter Dulaglutid. Die Gesamtmortalität lag bei 8,6 Prozent unter Tirzepatid und bei 10,2 Prozent unter Dulaglutid.
Die Studie erreichte ihr zentrales Ziel, die kardiovaskuläre Sicherheit von Tirzepatid im Vergleich zu Dulaglutid zu bestätigen. Obwohl unter Tirzepatid weniger schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse beobachtet wurden, konnte kein statistisch gesicherter Vorteil gegenüber der Vergleichstherapie gezeigt werden.
Neben dem primären Endpunkt wurden weitere Herz-Kreislauf-Ereignisse und Sicherheitsaspekte untersucht. Die Ergebnisse waren in beiden Behandlungsgruppen insgesamt vergleichbar. Unter Tirzepatid traten häufiger Magen-Darm-Beschwerden auf, schwerwiegende Nebenwirkungen waren selten. Ob die Ergebnisse auf Menschen mit Typ-2-Diabetes ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung übertragbar sind, bleibt offen.
Die Studie „Cardiovascular Outcomes with Tirzepatide versus Dulaglutide in Type 2 Diabetes“ wurde von Lilly beauftragt und in Zusammenarbeit mit einem akademischen Komitee durchgeführt. Lilly war für das Studiendesign, die Überwachung der Durchführung, die Datenerhebung und die initiale statistische Analyse verantwortlich, während die endgültige Auswertung und Validierung der Daten durch die Monash University in Australien erfolgte. Die Studie wurde an 640 Standorten in 30 Ländern durchgeführt und im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
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