Rote-Hand-Brief

Infektionsgefahr unter Zydelig

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Berlin -

Das Krebsmittel Zydelig (Idelalisib) soll nicht mehr als Erstlinientherapie bei Patienten mit bestimmten Mutationen angewendet werden. Außerdem müssen Patienten unter der Behandlung dauerhaft auf Anzeichen von Infektionen überwacht werden. Darauf macht Hersteller Gilead mittels Rote-Hand-Brief aufmerksam. In klinischen Studien waren bei dem Präparat schwere Nebenwirkungen aufgetreten, die teilweise zum Tod der Patienten geführt hatten.

In den drei Studien war das Krebsmittel in Kombination mit bislang nicht zugelassenen Wirkstoffen beziehungsweise außerhalb der zugelassenen Indikation untersucht worden. Mehrere Todesfälle waren als Folge einer Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PJP) beobachtet worden. Diese traten offenbar vor allem dann auf, wenn das Medikament in Kombination mit anderen Präparaten verwendet worden war. Die Studien wurden gestoppt, ein Ruhen der Zulassung jedoch nicht angeordnet. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine Untersuchung eingeleitet und will in den kommenden Monaten entscheiden, ob weitere Maßnahmen notwendig sind.

Im Rote-Hand-Brief konkretisiert Gilead jetzt erste Vorsichtsmaßnahmen für die betroffenen Patienten. Danach darf eine Erstlinientherapie für Menschen mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), bei denen eine 17p-Deletion oder eine TP53- Mutation vorliegt, nicht durchgeführt werden. Bei Patienten mit den Mutationen, die bereits in Behandlung sind, soll eine individuelle Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durchgeführt werden.

Weiterhin sollen Zydelig-Patienten über das Risiko schwerwiegender Infektionen aufgeklärt und dauerhaft auf entsprechende Anzeichen überwacht werden. Ebenso soll regelmäßig geprüft werden, ob eine Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV) auftritt. Wenn der Verdacht einer Infektion besteht, muss die Behandlung mit Zydelig abgebrochen werden. Alle Patienten sollen außerdem prophylaktisch gegen eine PJP behandelt werden, so der Hersteller.

Bei allen Patienten soll in den ersten sechs Monaten der Behandlung die absolute Neutrophilenzahl im Abstand von zwei Wochen zu bestimmen. Sofern die Zahl unter 500 pro mm3 fällt, muss die Einnahme von Zydelig unterbrochen werden, bis sich die Anzahl der Neutrophilen wieder oberhalb des Wertes befindet.

Zydelig ist zugelassen in Kombination mit Rituximab zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit CLL, die mindestens eine Vortherapie erhalten haben. Zudem wird das Präparat als First-Line-Behandlung Patienten verabreicht, die wegen einer 17p-Deletion oder einer TP53-Mutation ungeeignet für eine Chemo-Immuntherapie sind. Für Patienten mit follikulärem Lymphom (FL) wird Zydelig als Monotherapie zugelassen, wenn zwei vorausgehende Behandlungen erfolglos waren.

Idelalisib ist ein hochselektiver Hemmer der Phosphoinositid-3-Kinase delta (PI3K delta). Das Enzym ist entscheidend an der Aktivierung und dem Überleben von B-Lymphozyten beteiligt und spielt bei vielen bösartigen B-Zell-Erkrankungen eine Rolle. Laut Gilead führte Zydelig bei vorbehandelten CLL-Patienten mit mindestens drei Vortherapien in Kombination mit Rituximab zu einer hohen Steigerung der Remissionsrate und einer ebenso signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens im Vergleich zu einer Rituximab-Monotherapie. Idelalisib führte zudem zur Verbesserung der Lebensqualität und der Gesamtüberlebenszeit.

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