Heilkraft über Kommunikation

Ibuprofen: Beratung verstärkt Therapieeffekt

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Berlin -

Eine neue Studie zeigt, dass die Wirkung von Ibuprofen bei Entzündungen nicht allein vom Wirkstoff abhängt: Auch die Art und Weise, wie Ärztinnen und Ärzte die Behandlung gegenüber den Patient:innen kommunizieren, kann Symptome zusätzlich lindern und das Wohlbefinden spürbar verbessern.

Ibuprofen gehört neben Paracetamol und Acetysalicylsäure zu den beliebtesten und in Deutschland am häufigsten eingenommenen Schmerzmitteln. Patient:innen schätzen die schnelle schmerz- und entzündungshemmende Wirkung. Laut einer in der Fachzeitschrift „BMC Medicine“ veröffentlichten Studie kann die Wirkung durch positive Kommunikation der Behandlung noch verstärkt werden.

Das konnte ein Team unter der Leitung von Justine Schmidt vom Institut für Medizinische Ausbildung, Zentrum für Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften am Universitätsklinikum Essen, feststellen. Das Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, ob positive oder neutrale Behandlungserwartungen einen Einfluss auf Symptome einer systemischen Entzündungsreaktion sowie die Wirkung von Ibuprofen haben.

An der randomisierten, doppelblinden Studie nahmen 124 gesunde Personen zwischen 19 und 45 Jahren teil. Sie erhielten am Versuchstag eine intravenöse Gabe von Lipopolysaccharid (LPS), das eine akute Entzündungsreaktion im Körper hervorruft. Zusätzlich wurde entweder 600 mg Ibuprofen oder ein Placebo verabreicht.

Behandlungserfolg per Wortwahl

Überraschend war, dass dabei die Art der begleitenden Information entscheidend für den Behandlungserfolg war. In einer Gruppe vermittelte Reinold eine positive Erwartungshaltung, indem sie sagte: „Sie werden 600 mg Ibuprofen vor der Endotoxin-Injektion erhalten. Ibuprofen reduziert effektiv die Entzündungsreaktion und die Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen. Ibuprofen wurde in vorherigen experimentellen Studien mit einem sehr guten Effekt eingesetzt, um Krankheitssymptome zu lindern.“

In der neutralen Gruppe erhielten die Teilnehmenden dagegen lediglich die Mitteilung: „Unsere Studie ist doppelblind und wir wissen nicht, ob Sie das Ibuprofen oder das Placebo bekommen.“

Die Ergebnisse zeigen, dass Ibuprofen erwartungsgemäß die Entzündungssymptome deutlich reduzierte. Gleichzeitig verstärkte die positive Kommunikation den Effekt der Medikation zusätzlich. Mehr noch: Allein durch die positive Information konnte auch ohne ein wirksames Medikament eine Besserung der Symptome beobachtet werden, insbesondere im Bereich des psychischen Wohlbefindens während der Entzündungsreaktion. Körperliche Parameter wie Cortisol, ACTH, Zytokine, Herzfrequenz oder Körpertemperatur blieben von der positiven Kommunikation jedoch unbeeinflusst, was laut den Forschenden nahelegt, dass die Erwartungseffekte über psychobiologische Mechanismen und nicht über direkte Veränderungen der Immunantwort wirken.

Erwartungshaltung spielt eine Rolle

So schlussfolgert Professor Dr. Sven Benson: „Unsere Studienergebnisse bedeuten, dass Informationen, die von einer Ärztin oder einem Arzt auch zu einem weit verbreiteten Medikament wie Ibuprofen gegeben werden, die Wirksamkeit des Medikaments verstärken können.“

Professor Dr. Ulrike Bingel, Sprecherin des Sonderforschungsbereichs „Treatment Expectation“, ergänzt: „Das zeigt, dass wir dringend umdenken müssen bei medikamentösen Therapien. Denn wie wirksam eine Behandlung ist, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Erwartungshaltung.“ Dies gelte nicht nur in der Schmerztherapie, wo diese Effekte schon länger bekannt sind. „Hier liegt ein großes, bislang wenig genutztes Potential für die Optimierung und Personalisierung von medizinischen Behandlungen.“

Studie: „Placebo effects improve sickness symptoms and drug efficacy during systemic inflammation: a randomized controlled trial in human experimental endotoxemia“

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