Kaffee und Energydrinks wirken sich laut einer neuen Metaanalyse sehr unterschiedlich auf die Psyche aus. Viel Kaffee senkt das Risiko für Suizidversuche, während regelmäßiger Konsum von Energydrinks es fast verdreifacht. Schon kleine Mengen erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit für Suizidgedanken.
Koffein ist das weltweit am häufigsten konsumierte psychoaktive Mittel – rund 80 Prozent der Menschen greifen täglich zu Kaffee, Tee oder Energydrinks. Vor dem Hintergrund steigender Zahlen von Suizidgedanken und -versuchen wollten die Forschenden wissen, ob es einen Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Suizidalität gibt.
Dafür führten sie eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse durch. Bis Mai 2025 wurden mehrere große Datenbanken durchsucht, darunter PubMed, Embase und Cochrane. Gesucht wurde mit Begriffen wie Caffeine, Coffee, Energy Drinks, Tea, Suicide, Suicidal Ideation und Self-Injurious Behaviour. Eingeschlossen wurden 17 englischsprachige Originalstudien mit insgesamt mehr als 1,5 Millionen Teilnehmenden aus elf Ländern, darunter Korea, USA, Deutschland, Finnland, Türkei, Kanada und Nigeria.
Die untersuchten Gruppen reichten von Jugendlichen und Studierenden über Frauen und Soldaten bis hin zur Allgemeinbevölkerung und Menschen mit bipolarer Störung.
Die Ergebnisse zeigen laut Forschender ein klares Muster: Wer mehr als 60 Tassen Kaffee pro Monat trank, hatte ein geringeres Risiko für Suizidversuche, besonders bei Mengen zwischen 61 und 90 Tassen, wo das Risiko etwa halbiert war, sowie bei 91 bis 120 Tassen mit einer ähnlich starken Schutzwirkung. Kleinere Mengen von bis zu 30 Tassen zeigten dagegen keinen eindeutigen Effekt. Die Angabe „Tassen“ bezieht sich hierbei auf eine standardisierte Portion von rund 240 Millilitern, die in den Studien zur Vergleichbarkeit für beide Getränke verwendet wurde.
Energydrinks dagegen erhöhten schon ab einer Tasse pro Monat das Risiko für Suizidgedanken und -versuche. Bereits bei einem Konsum von ein bis zehn Tassen pro Monat lag das Risiko deutlich über dem der Vergleichsgruppe. Mit jeder weiteren Menge verstärkte sich der Effekt linear: Wer 21 bis 30 Tassen pro Monat trank, hatte fast das Dreifache des Risikos für Suizidversuche und ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko für Suizidgedanken.
Auffällig war zudem, dass Männer und Menschen mit Alkohol-, Nikotin- oder Drogenkonsum häufiger koffeinhaltige Produkte zu sich nahmen.
Die Forschenden weisen in ihrer Arbeit jedoch auf die Grenzen der Ergebnisse hin: Viele der eingeschlossenen Studien waren Beobachtungsstudien, die Angaben zur Koffeinmenge uneinheitlich, und die Evidenzqualität wurde insgesamt als niedrig bis sehr niedrig eingestuft. Außerdem fehlen bisher Daten zu Tee, Koffeinpräparaten und selbstverletzendem Verhalten.
Außerdem geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter zu bedenken, dass die Zusammenhänge nicht ausschließlich durch Koffein erklärbar seien, sondern auch mit Lebensstilfaktoren zusammenhängen könnten. Kaffee könnte über die Aktivierung von Neurotransmittern wie Dopamin und Glutamat stimmungsaufhellend wirken, während Energydrinks zusätzlich Zucker und andere Stimulanzien enthalten, die Angst und negative Emotionen verstärken können.
Für die Zukunft empfehlen die Forschenden präzisere Studien, die exakte Dosierungen und auch Lebensstilfaktoren berücksichtigen. Klar ist für sie aber schon jetzt: Kaffee könnte ab einer bestimmten Menge eine schützende Wirkung entfalten, während Energydrinks schon in kleinen Dosen ein Risiko darstellen – besonders für Jugendliche und andere gefährdete Gruppen.
Die Studie mit dem Titel „Association of Coffee and Energy Drink Intake with Suicide Attempts and Suicide Ideation: A Systematic Review and Meta-Analysis“ wurde an der Yong Loo Lin School of Medicine und am National University Hospital in Singapur durchgeführt und in der Fachzeitschrift Nutrients veröffentlicht.