Studie aus China

Demenz: Blutdrucksenkung verringert Risiko um 15 Prozent

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Berlin -

Demenz ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Eine groß angelegte chinesische Studie zeigt nun, dass eine konsequente Blutdrucksenkung das Risiko und kognitive Einschränkungen verringern kann.

Demenz ist weltweit die fünfthäufigste Todesursache; jährlich sterben daran rund 2,4 Millionen Menschen. Vor diesem Hintergrund untersuchten chinesische Forschende in einer großen randomisierten Studie, ob eine gezielte Senkung des Blutdrucks das Risiko für Demenz und kognitive Beeinträchtigungen bei Patienten mit Bluthochdruck senken kann.

Die sogenannte Crhcp-3-Studie war Teil eines nationalen Programms zur Prävention chronischer Krankheiten in ländlichen Regionen Chinas. Eingeschlossen wurden Erwachsene mit unbehandeltem oder unzureichend kontrolliertem Bluthochdruck. Alle lebten in ländlichen Gebieten und hatten zu Studienbeginn keinen Schlaganfall oder schwere kognitive Einschränkungen.

Insgesamt nahmen rund 34.000 Proband:innen an der Studie teil, davon eine Hälfte aus 163 Interventionsdörfern und die andere aus 163 Kontrolldörfern. Etwa 91,8 Prozent der Teilnehmenden in der Interventionsgruppe und 90,9 Prozent in der Kontrollgruppe wurden während des 48-monatigen Follow-ups weiterverfolgt. Eingeschlossen wurden Proband:innen ab 40 Jahren mit bislang unbehandeltem Bluthochdruck, das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre.

Weniger Demenzfälle durch konsequente Blutdrucksenkung

Die Erhebung wurde über vier Jahre hinweg von nicht-ärztlichen Gesundheitskräften umgesetzt. Dabei konnte der systolische Blutdruck um 22 mmHg und der diastolische Blutdruck um 9,3 mmHg im Vergleich zur Standardversorgung gesenkt werden.

Die Blutdruckreduktion war mit einer 15-prozentigen Verringerung des Risikos für Demenz und einer 16-prozentigen Verringerung des Risikos für leichte kognitive Beeinträchtigungen verbunden. Diese Effekte blieben auch nach Anpassung auf Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Nikotinkonsum, Körpergewicht, systolischer Blutdruck, Nüchternblutzucker und kardiovaskuläres Risiko bestehen. Schwere unerwünschte Ereignisse traten in der Interventionsgruppe zudem seltener auf als in der Kontrollgruppe, mit Raten von 35,7 Prozent gegenüber 38,2 Prozent.

Eine ergänzende Meta-Analyse, die vier frühere randomisierte Studien zusammen mit der CRHCP-3-Studie einbezog, zeigte ebenfalls eine 15-prozentige Reduktion der Demenzfälle durch die antihypertensiven Behandlungen.

Vergleich mit bisherigen Daten und methodische Besonderheiten

Besonders hervorzuheben sei laut der Forschenden, dass die Randomisierung erst nach Abschluss der Basiserhebung erfolgte und sowohl die Erhebenden als auch die Diagnosesteller gegenüber der Gruppenzuteilung verblindet waren. Zudem wurde eine sogenannte Intention-to-treat-Analyse durchgeführt; dabei werden alle Teilnehmenden unabhängig vom weiteren Studienverlauf in der ursprünglich zugeteilten Gruppe ausgewertet, um die Aussagekraft der Ergebnisse zu sichern.

Die Studie sei laut den Forschenden ausreichend groß angelegt, um belastbare Aussagen über den Einfluss der Blutdrucksenkung auf Demenz zu ermöglichen. Einschränkungen bestünden insofern, als dass zu Studienbeginn keine umfassende kognitive Basisdiagnostik erfolgte und Teilnehmende mit bereits bestehenden milden kognitiven Störungen möglicherweise nicht ausgeschlossen wurden. Todesfälle während der Nachbeobachtung führten jedoch nicht zu einer Verzerrung der Ergebnisse, da die antihypertensive Behandlung sowohl die Zahl der Demenzfälle als auch die kombinierte Zahl aus Demenzfällen und Todesfällen signifikant senkte.

Trotz möglicher Kontaminationseffekte zwischen den Dörfern, die durch gezielte Maßnahmen wie getrennte Versorgungseinheiten reduziert wurden, zeigte sich ein klarer Behandlungseffekt. Obwohl die Studie in ländlichen Regionen Chinas durchgeführt wurde, legen die Ergebnisse nahe, dass der schützende Effekt einer Blutdrucksenkung auf das Demenzrisiko auch auf andere Bevölkerungen übertragbar ist. Die Forschenden resümieren: „Diese Ergebnisse unterstützen die Blutdrucksenkung als eine weltweit anwendbare Strategie zur Prävention von Demenz.“

Die Studie wurde kürzlich unter dem Titel „Blood pressure reduction and all-cause dementia in people with uncontrolled hypertension: an open-label, blinded-endpoint, cluster-randomized trial“ im Fachmedium Nature Medicine veröffentlicht.

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