Reimporte gehen regelmäßig über den Handverkaufstisch. In der St. Georg Apotheke ist das Team bemüht, der Kundschaft die unter Umständen anders aussehende Verpackung zu erklären, wie Inhaberin Uta Mühle sagt. Gerade fand sie jedoch heraus, dass ein Mann über TikTok ein Video verbreitet und darin über den Preis seiner Salbe wütet. Er entdeckte unter dem Aufkleber den Preis des griechischen Originals und beschimpfte die Apotheke – auch mit rassistischen Äußerungen. Die Inhaberin hat ihren Anwalt eingeschaltet.
Von der Hetze im Internet über die Plattform TikTok erfuhr Mühle über eine Kundin. Als sie das etwa 2 Minuten dauernde Video sah, wurde ihr ganz anders. Der Mann, der mit nacktem, tätowiertem Oberkörper spricht, macht keinen Hehl daraus, dass er sich über die Betreuung durch die Apotheke „auskotzen“ will. Er ging in den Betrieb im thüringischen Georgenthal, weil sein Arzt ihm eine Salbe per Privatrezept verordnet hatte.
Konkret ging es dabei um das apothekenpflichtige Präparat Fungoral 2 % mit Ketoconazol. Laut Mühle ist die Salbe gegen Hautflechte und -ausschlag nur als Reimport erhältlich. Das Video wurde Ende August veröffentlicht und hat rund 1500 Likes und knapp 150 Kommentare – die Mehrheit unterstützt seine Aussagen; insgesamt hat er knapp 700 Follower.
Der Kunde erklärt, dass er die Salbe bestellen musste. Bereits beim Abholen habe er sich über die Verpackung gewundert – mit kyrillischer Schrift und Aufklebern. Einen habe er entfernt und dort habe der Preis von 2,28 Euro gestanden. Er selbst habe jedoch knapp 11 Euro bezahlt. „Wo hat diese gute Frau jetzt diese Salbe bestellt und warum verkauft sie sie mir für über 10,50 Euro“, fragt er sich.
Inhaltlich legt er keinen Wert auf anständige Sprache: „Jetzt schmier ich mir diese Creme in die Fresse“, sagt er etwa. Und es kommt noch mehr: „Diese Mistschweine.“ Sie verdienten ohnehin schon einen „Haufen Geld mit kranken Leuten und dann wird man noch so verarscht. Diese dreckigen Mistratten“. Er nennt den Namen und Ort der Apotheke ein zweites Mal. Sie seien „Verbrecher“ und „Juden“.
Mühle versucht trotz der Beschuldigungen ruhig zu bleiben. Sie lässt sich bereits juristisch beraten. Der Anwalt habe ihr empfohlen, erst einmal Ruhe zu bewahren. Generell sei das Video strafbewehrt. „Diese Sprache, dass so etwas heutzutage einfach im Internet möglich ist. Das Beispiel zeigt, wie man über Social Media jemanden kaputt machen kann“, sagt die Inhaberin.
In der Apotheke sei sie gemeinsam mit ihrem Team bemüht, alle möglichen staatlichen Regulierungen im Gesundheitssystem aufzuklären. „Wir stehen hier und versuchen den ganzen Tag zu erklären.“ Bei Reimporten habe sie schon oft gesagt, dass es hinten in der Apotheke keine Bastelstube gebe und sie die Packungen mit Aufklebern überklebten, sondern dass es sich um Originale aus dem Ausland handele, die hier wieder in den Verkehr gebracht würden.
Von Eurim forderte die Inhaberin eine Stellungnahme, warum der vorherige Preis noch sichtbar war. Sie kann generell verstehen, dass dies Kundinnen und Kunden verunsichern könne, die sich nicht im Pharmabereich auskennen würden. Sie forderte mehr Aufklärung in diesem Bereich.