Die Suche nach Nachfolgern empfinden viele Apothekeninhaber:innen heutzutage als langwierig und schwer. Nicht so bei Familie Leimkugel: Zum Jahresende übernimmt Jona Barbara Köhler, Tochter des derzeitigen Inhaberehepaars Professor Dr. Frank und Barbara Leimkugel, bereits in vierter Generation die drei Apotheken in Mühlheim an der Ruhr und Umgebung. „Es liegt mir am Herzen, dass die Apotheken meiner Eltern weiterbestehen“, so Köhler.
Die Traditionsgeschichte der drei Apotheken begann bereits 1932 mit Paul Winnemann. Er betrieb unter anderem die Apotheke am Kreuzfeld, die aber bereits geschlossen wurde, sowie die Robert-Koch-Apotheke in Mühlheim an der Ruhr. Seine Tochter Marlene Leimkugel übernahm letztere 1966 von ihrem Vater. Seit 1986 leitet der Sohn Frank Leimkugel die Oppspring-Apotheke. Im Jahr 2001, als sich seine Mutter mit 77 Jahren zurückzog, übernahm er auch die Robert-Koch-Apotheke und 2013 schließlich die Kleist-Apotheke in Heißen.
Die Töchter der Leimkugels hatten eigentlich nicht vor, in die Fußstapfen der Eltern zu treten. Doch Köhler hat sich dennoch für die Übernahme der drei Apotheken entschieden. „Es wäre mir sehr schwer gefallen, die Tradition aufzugeben. Es liegt mir am Herzen, dass die Apotheken meiner Eltern und Großeltern weiter bestehen bleiben.“ Da ihre Schwester den Wohnort wechselte, um dort eine eigene Apotheke zu betreiben, blieb nur sie für die Übernahme übrig.
Köhler studierte zwar zunächst BWL und VWL in Paderborn. Der Wunsch nach Fortführung der Familien-Apotheken war jedoch größer. Mit Mitte 20 wandte sie sich dem Pharmaziestudium zu. Sie selbst sei als Kind oft nach der Schule in die Oppspring-Apotheke gegangen, die ihre Mutter führte. „Ich bin in der Apotheke aufgewachsen.“ Sie freue sich darauf, dass auch ihr Kind in diesem Umfeld groß werden könne.
Priorität hatte für die Leimkugels schon immer der persönliche Kontakt zu den Kunden. „Wir sehen hier einen großen Vorteil gegenüber rein wirtschaftlich orientierten Verkaufsstellen und Online-Apotheken, insbesondere in der Beratung.“ Wann und wie Medikamente einzunehmen seien, oder zu wissen, wer vor einem steht, die Krankheiten und die Geschichte zu kennen, habe einen wichtigen Wert für das Ehepaar.
„Manchmal muss man fast seelsorgerisch auf die Menschen zugehen“, betonen die Leimkugels. Die Tochter will daran anknüpfen. „Ich empfinde eine große Verantwortung gegenüber den früheren Generationen“, erklärt sie. „Ich hoffe, das Erbe, in für Apotheken schwierigen Zeiten, nicht aufs Spiel zu setzen.“ Ihr BWL-Studium biete ihr eine gute Grundlage, um die Apotheken auch unter wirtschaftlichen Aspekten weiterzuführen.
Kraft gebe ihr auch, dass es drei erfolgreich geführte Apotheken sind, die sie übernehme. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das für eine einzelne Apotheke gemacht hätte. Mit dreien steht man besser da“, so Köhler. Auch ihre Eltern werden ihr den Rücken stärken. Sie können „hier und da“ einspringen, wenn sie gebraucht werden. „Für uns alle fühlt es sich gut an, dass es in der nächsten Generation mit den Apotheken weitergeht“, so das Ehepaar.
Auch die Stammkundschaft schätzt die Übernahme der Tochter sehr. „Das Feedback ist durch die Bank weg positiv“, freut sich Köhler. „Alle sind froh, dass die Apotheken bleiben, vor allem in der Zeit, wo Schließungen keine Seltenheit sind“, betont sie.
Große Veränderungen plant die Jungunternehmerin nicht. „Ich werde die Digitalisierung etwas vorantreiben und die Einrichtung eventuell ein klein wenig zeitgemäßer gestalten. Aber im Großen und ganzen bleibt zunächst alles wie ist.“