Langjährige starke Raucherinnen und Raucher können bald einmal im Jahr eine kostenlose Untersuchung zur Früherkennung von Lungenkrebs in Anspruch nehmen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat beschlossen, dass die Untersuchung mittels einer Niedrigdosis-Computertomographie (CT) künftig von der Krankenkasse übernommen wird, wie eine Sprecherin bestätigte.
Die Untersuchung kann alle zwölf Monate wahrgenommen werden. Der G-BA schätzt, dass die Leistung voraussichtlich im April 2026 in die Versorgung aufgenommen wird.
Das Angebot richtet sich an starke Raucherinnen und Rauchern im Alter von 50 bis 75 Jahren. Die Personen müssen mindestens 25 Jahre ohne lange Unterbrechung geraucht haben und mindestens 15 Packungsjahre haben. Die Packungsjahre errechnet man, indem man die Zahl der pro Tag gerauchten Zigarettenpackungen mit der Zahl der Raucherjahre multipliziert. Auch Ex-Raucher können die Untersuchung wahrnehmen, wenn sie nicht länger als zehn Jahre abstinent waren.
Professor Dr. Stefan Sauerland vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) schätzt, dass die Kriterien auf zwei Millionen Menschen in Deutschland zutreffen. Je früher Krebs entdeckt wird, desto höher sind die Chancen auf Heilung und desto niedriger die Zahl der Todesfälle. Durch die Niedrigdosis-CT kann Lungenkrebs nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit hoher Sicherheit erkannt werden, bevor Krankheitszeichen auftreten.
„Wir wissen aus Studien, dass man durch die Früherkennung 20 Prozent der Krebstodesfälle in dieser Zielgruppe vermeiden könnte“, sagt Sauerland. Wenn alle zur Früherkennung gehen würden, könnten dem Arzt zufolge in Deutschland bis zu 1000 Krebstodesfälle pro Jahr verhindert werden. Jedes Jahr erkranken nach Angaben des DKFZ rund 56.500 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs.
Ohne eine Früherkennung wird Lungenkrebs nach Angaben des Universitätsprofessors in drei Viertel der Fälle erst in einem fortgeschrittenem Stadium festgestellt. Die Prognose ist dann in der Regel schlecht. „In den folgenden fünf Jahren sterben rund 80 Prozent dieser Menschen.“
Wie bei jeder Röntgenuntersuchung gibt es bei der CT-Untersuchung eine Strahlenbelastung, die möglicherweise selbst zur Entstehung von Krebs beitragen kann. Das Bundesamt für Strahlenschutz schätzt, dass bei weniger als drei von 1000 Frauen und bei rund einem von 1000 Männern innerhalb von 25 Jahren Krebs entsteht. Im Verhältnis zur normalen Krebsinzidenz sei das aber akzeptabel, sagt Sauerland.
Außerdem sei möglich, dass es falsch-positive Ergebnisse gebe und verdächtige Veränderungen sich am Ende als gutartig herausstellen. Patienten müssten sich dann möglicherweise einer Untersuchung unterziehen, etwa einer Biopsie, obwohl das nicht nötig gewesen wäre.
Insgesamt überwiegt für die Zielgruppe der Nutzen die Risiken, so die Einschätzung des der Einschätzung des Bundesamts für Strahlenschutz. Dafür sei aber ein stringentes Qualitätsmanagement für den gesamten Früherkennungsprozess und eine regelmäßige Evaluation der Maßnahme „unabdingbar“.
Theoretisch können Betroffene die CT-Untersuchung schon seit Juli 2024 in Anspruch nehmen – allerdings vorerst auf eigene Kosten. Damals trat die Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in Kraft, die Grundlage für den G-BA-Beschluss ist.
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