Ausstellung

Schönes aus Goethes Lieblingsapotheke

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Berlin -

Die Hofapotheke ist das älteste Unternehmen Weimars, der Dichter Johann Wolfgang von Goethe war hier Kunde. Für eine Ausstellung öffnet Apotheker Christian Hoffmann jetzt sein Schatzkästchen.

„Die Apotheke wurde im Jahr 1567 gegründet“, erzählt er. Im vergangenen Jahr wurde der 450. Geburtstag des Unternehmens gefeiert. Heute wird im Kirms-Krackow-Haus die Ausstellung „450 Jahre Weimarer Hofapotheke" eröffnet. „Die Idee kommt vom Freundeskreis Goethe Nationalmuseum.“ Es ist keine Riesen-Ausstellung, eher etwas für Menschen mit einer Vorliebe für alte Dokumente. „Wir zeigen Originaldokumente, alte Zeitungen, Medizinalordnungen, Privilegien, alles Stücke aus meiner Sammlung.“ Die Gründungsurkunde der Hofapotheke ist dabei das Prunkstück. Normalerweise verwahrt sie der Apotheker wie alle anderen Ausstellungsstücke auch an einem geheimen Ort. „Sie sind aus Pergament, man muss sie nicht konservieren.“

Hoffmann stammt aus einer Apotheker-Dynastie, deren Blütezeit Mitte des 18. Jahrhunderts begann. Damals übernahm Hofapotheker und Hofmedicus Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz das Unternehmen, sein Nachfolger war Professor Carl August Hoffmann. Da an der Universität Jena damals noch kein Lehrstuhl für Pharmazie und Chemie existierte, wurde die Hofapotheke zum Zentrum der Wissenschaft, hier traf sich, wer sich für Pharmazie interessierte. Auch Naturforscher Goethe ging hier ein und aus, traf Gleichgesinnte und erkor den Hofapotheker Buchholz zu seinem Lehrer. Er war auch gern gesehener Gast in der von Goethe ins Leben gerufenen „Freitags-Gesellschaft“, in deren Rahmen Gelehrte Vorträge hielten.

Goethe schrieb über Buchholz: „… so hab‘ ich vor allen Dingen eines Mannes zu gedenken, welcher in jeder Hinsicht die Hochschätzung seiner Weimarischen Mitbürger verdiente. Dr. Buchholz, Besitzer der damals einzigen Apotheke, wohlhabend und lebenslustig, richtete mit ruhmwürdiger Lernbegierde seine Thätigkeit auf Naturwissenschaften. Er suchte sich zu seinen unmittelbaren pharmaceutischen Zwecken die tüchtigsten chemischen Gehülfen…. Jede neue, vom Aus- oder Inland entdeckte, chemisch-physische Merkwürdigkeit ward unter des Prinzipals Leitung geprüft, und einer wißbegierigen Gesellschaft uneigennützig vorgetragen.“

Bei der ersten Zusammenkunft der privaten Gesellschaft am 9. September 1791 hielt Apotheker Buchholz den Vortrag „Über die merkwürdige Wirkung gepulverter Kohle auf Wasser“, in dem es um die Filterwirkung bei verunreinigtem Wasser ging. Buchholz starb 1798, sein Nachfolger Carl August Hoffmann (1756-1833) erlernte den Apothekerberuf in Erfurt und wurde 1786 Apothekengehilfe in Weimar. Auch er gehörte zum Gelehrtenkreis Goethes.

Über die Jahrhunderte führte die Familie Hoffmann das Unternehmen erfolgreich fort. Im Jahr 1945 wurde das Gebäude bombardiert und fast vollständig zerstört. Allein die „Papierkammer“ überstand den Bombenangriff unbeschadet, darin lagerten viele historisch wertvolle Geschäftsunterlagen, darunter ein Kreditbuch. Damals war es durchaus üblich, dass Patienten beim Apotheker anschreiben ließen.

Im 18. Jahrhundert wurden in der Hofapotheke nicht nur Arzneimittel, sondern auch Materialien zur Herstellung von Tinte und Siegelwachs, Kolonialwaren und Artikel zur Insekten- und Schädlingsbekämpfung verkauft. Mitglieder des Hofstaates konnten ihre Medikamente kostenlos aus der Hofapotheke beziehen, die Bezahlung übernahm die Großfürstin. So orderte beispielsweise die Hofdame Miss Anna Dillon Brechmittel, Mandelöl, Pfefferminzwasser für den Magen und das Abführmittel „Pyrmonter Wasser“.

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