Talkshow

Giovanni di Lorenzo wettet um Kava

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Berlin -

Die Wurzeldroge Kava-Kava ist seit 2002 in Deutschland verboten, alle Arzneimittel verschwanden vom Markt. Nun erhält die Pflanze durch eine Wette neue Aufmerksamkeit: Der Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo hat mit der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Katja Suding aus Hamburg um eine mögliche Koalition mit der SPD gewettet – um ein Glas Kava-Kava.

In der Sendung „3 nach 9“, die von Radio Bremen produziert wird, ging es vergangenen Freitag unter anderem um das Buch „Deutschland überall“ des Journalisten Manuel Möglich. Darin berichtet er unter anderem über die auch Rauschpfeffer genannte Substanz, die auf der Pazifikinsel Samoa aus einer Wurzel gewonnen und getrunken wird.

Moderatorin Judith Rakers berichtet, dass die Redaktion Kava im Internet eingekauft und auch erhalten hat. Ein Glas mit der milchig-braunen Flüssigkeit diente als Anschauung. Allerdings hätte eine Nachfrage beim Bremer Gesundheitssenat ergeben, dass das Getränk nicht ausgeschenkt werden darf.

Produkte der Kavawurzel dürften weder als normales Lebensmittel noch als neuartiges Lebensmittel in der Gemeinschaft in den Verkehr gebracht werden, zitiert Rakers aus einem Schreiben des Senats. Bestellte Warensendungen, die aus Drittländern ankämen, müssten beim Zoll angemeldet werden – „haben wir nicht gemacht“, so Rakers. Sollte der Zoll nach der Einfuhrfähigkeit dieser Produkte fragen, werde es eine Ablehnung geben, so der Senat weiter.

„Wir haben das typisch öffentlich-rechtlich aufgelöst“, so di Lorenzos Fazit. „Zeigen, aber nicht trinken.“ Er moderiert die Sendung gemeinsam mit Rakers. Zehn Minuten später hat er seine Meinung allerdings geändert: Mit Suding diskutierte er über die Wahrscheinlichkeit einer Koalition von SPD und FDP in Hamburg. Die SPD gewann die der Bürgerschaftswahl mit 45,7 Prozent, verlor aber die absolute Mehrheit. Oberbürgermeister Scholz wird somit weiter regieren, vermutlich gemeinsam mit den Grünen. Die FDP erreichte 7,4 Prozent.

Di Lorenzo bezweifelte, dass Suding selbst ernsthaft an eine Koalition mit der SPD geglaubt habe. Als die FDP-Politikerin daraufhin erklärt, dass sie eine solche Verbindung auch jetzt noch für möglich halte – immerhin würden die Koalitionsverhandlungen noch laufen – schlägt di Lorenzo ihr eine Wette vor: „Wenn Scholz mit Ihnen zusammengeht, verspreche ich, dass ich mich hier in aller Öffentlichkeit strafbar mache und ein Glas Kava trinke“, so der Zeit-Chefredakteur. Die beiden besiegelten das mit Handschlag – „Wette gilt“.

Es wäre nicht das erste Mal, dass di Lorenzo öffentlich an der Grenze zur Legalität agiert: Zur Europawahl 2014 erklärte er in der Talkshow von Günther Jauch, er habe wegen seiner doppelten Staatsangehörigkeit – deutsch und italienisch – zweimal abgestimmt. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin wegen des Verdachts der Wahlfälschung. Das Verfahren wurde gegen die Zahlung eine „namhafte“ finanzielle Auflage eingestellt.

Kava-Kava war bis 2002 in Deutschland als Arzneimittel zugelassen, dann hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) das Ruhen der Zulassungen angeordnet. Hintergrund waren Verdachtsfälle in der Schweiz. Daraufhin hatte das BfArM ein Stufenplanverfahren eingeleitet. Nachdem sich Behörde und Hersteller nicht darauf einigen konnten, welche Studien vorgelegt werden müssen, wurde die Zulassung im Dezember 2007 widerrufen. Ausgenommen waren homöopathische Zubereitungen mit einer Endkonzentration ab D5 und Arzneimittel, die nach der spagyrischen Verfahrenstechnik nach Zimpel hergestellt werden.

Gegen den Widerruf hatten sich sechs Hersteller juristisch gewehrt: AME Arzneimittel-Entwicklungsgesellschaft (Kava-Regulanz-Tropfen), Ardeypharm (Ardeydystin forte), Harras Pharma (Kavasedon), Krewel Meuselbach (Antares, Kava-Mara, Kava Mono, Semaren und Wati), MIT Gesundheit (Ka-Sabona) und Steigerwald (Fri Kapseln).

In der vergangenen Woche hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen (OVG) in zweiter Instanz die Entscheidung des BfArM für nicht zulässig erklärt. Die Voraussetzungen für einen Widerruf der Zulassung seien nicht erfüllt, so die Richter: Das Nutzen-Risiko-Verhältnis sei nicht ungünstig, wenn bestimmte Änderungen in den Zulassungen vorgenommen würden, um die Risiken bestmöglich einzudämmen.

Um die Jahrtausendwende wurden mit Kava-Präparaten rund 35 Millionen D-Mark im Jahr umgesetzt. Marktführer war Krewel Meuselbach, gefolgt von Müller Göppingen und Schwabe. Die übrigen Hersteller setzten mit ihren Präparaten rund 1 Million D-Mark um.

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