„Bei mir ist gerade ein Paket aus der Apotheke angekommen“, berichtet eine Influencerin ihrer Zuseherschaft auf TikTok. Damit meint sie allerdings den Versender Shop Apotheke. „Ich sehe es halt irgendwie nicht ein, die Sachen für sehr, sehr viel mehr Geld in der Apotheke zu kaufen.“
Die Influencerin hat maßgeblich Präparate gegen Erkältungskrankheiten bestellt. „Ich muss sagen, dass es in der Shop Apotheke wirklich viel günstiger war als in der normalen Apotheke“, kommentiert sie, während sie ein Präparat nach dem anderen in die Kamera hält – vorrangig Komplexmittel, Nasenspray und Lutschpastillen.
Danach holt sie ein Antacidum aus dem Paket: „Ich habe einfach ChatGPT gefragt, welche er da empfehlen kann.“ Sie habe öfter Probleme mit Sodbrennen und bislang Tabletten eingenommen, die erst nach ein bis zwei Wochen ihre Wirkung entfaltet hätten. „Diese hier sollen schneller wirken, keine Ahnung, was das genau ist.“
Als sie die Umverpackung eines Elektrolytpulvers inspiziert, wundert sie, dass es bei Durchfallerkrankungen eingesetzt werden kann: „Elektrolyte sind in jedem Fall immer gut. Das kann man sich sehr gut in sein Wasser mischen. Vielleicht trinke ich gleich einfach mal eins!“
Ein Antiallergikum habe sie sich besorgt, weil ihre Lippen in letzter Zeit öfter anschwellen. „Ich weiß aber nicht genau, wogegen ich allergisch bin.“ Gegen ihre Erdnussallergie habe sie ihren Epipen. „Aber wenn nur meine Lippe anschwillt, dann ist das ja keine krasse Allergie.“
Ihre Pille habe sie gleich beim Versender mitbestellt. „Das ging auch ganz einfach, da muss man einfach nur sein Rezept einschicken, das kann man per Post machen, und dann bekommt ihr die zugeschickt – also richtig nice.“
Die Bestellung sei mit rund 60 Euro „sehr günstig“ gewesen – plus Rabattcode habe sie noch mehr sparen können. „Ich sehe es halt irgendwie nicht ein, die Sachen für sehr, sehr viel mehr Geld in der Apotheke zu kaufen“, kommentiert sie. Die Influencerin verstehe zwar, dass man in die Apotheke gehe, um sich beraten zu lassen, „aber ich wusste ja ganz genau, was ich will.“
Das Video wurde mittlerweile über 30.000 Mal aufgerufen und vielfach kommentiert. Das Profil der Influencerin selbst hat 2,5 Millionen Klicks. Der überwiegende Teil der Nutzerinnen und Nutzer spricht sich gegen den Onlinekauf aus und appelliert an die junge Frau, ihre Medikamente nicht mehr bei Versendern zu bestellen. „Apotheken gehen sonst irgendwann pleite. Wenn du ein Medikament dringend benötigst und es online nicht verfügbar ist, bekommst du es dort nicht.“ Jemand anders warnt: „Dann gibt es irgendwann keine Nachtdienste mehr. Viel Spaß, wenn du mitten in der Nacht Fieber bekommst.“
Apothekenteams beklagen zudem fehlende Wertschätzung. „Dieses Video als PTA zu sehen, die gerade von einer 10-Stunden-Schicht kommt, tut weh. Das A und O in der Apotheke vor Ort ist die Beratung.“ Eine weitere Nutzerin fragt: „Wozu lernen wir den Beruf, wenn Menschen alles online bestellen, weil sie es ja sowieso besser wissen als wir Pharmazeuten.“
Kontrovers diskutiert wurde außerdem, dass sich die Influencerin von einer KI beraten ließ. „Solange ChatGPT statt persönlicher Beratung der Vorzug gegeben wird, fällt irgendwann das nächtliche Klingeln im Notdienst wegen Nasenspray aus, auch recht.“ Andere reagieren ironisch: „Dann bitte besser auch ChatGPT fragen als pharmazeutisches Personal – geht so ja auch viel schneller.“
Die Befürworter des Onlinehandels verweisen klar auf wirtschaftliche Vorteile – und geben der Influencerin Tipps, wie sie bei der nächsten Bestellung noch mehr sparen kann, denn: „Shop Apotheke ist immer noch zu teuer.“ Andere Versender hätten deutlich bessere Preise, meint die Userschaft.
„DocMorris ist besser. Sobald du ein Rezept vom Arzt hast, bekommst noch Geld geschenkt“, heißt es. In einem weiteren Kommentar ergänzt dieselbe Nutzerin: „Online ist alles 30 bis 50 Prozent günstiger. Wenn man ein Rezept vom Arzt hat, bekommt man sogar noch Geld zurück und bekommt teilweise noch einen Gutschein. Das kann mir keine lokale Apotheke bieten.“
Unter den Kommentaren finden sich außerdem zahlreiche Tipps, wie sich Preise noch stärker drücken lassen; etwa über spezielle Suchmaschinen.
Die Influencerin selbst reagiert mehrfach auf die zahlreichen Anmerkungen und Vorwürfe in den Kommentaren. „Ich gehe auch gerne in die Apotheke, wenn ich eine ernsthafte Beratung brauche. Für Hustensaft und Nasenspray bestelle ich lieber online.“
Auf die Kritik, dass sie beim Versender Shop Apotheke bestellt hat, erklärt die Influencerin: „Ich habe zum ersten Mal dort bestellt. Man kann doch einfach freundlich darauf hinweisen. Ich werde es jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr machen.“ Zum Thema KI erklärt sie: „Ich habe ChatGPT doch nur gefragt, was man in seiner Hausapotheke haben sollte. Ich habe ja keine ernsthaften Beschwerden.“