Erst im Dezember hat Christian Dittmann das dritte Staatsexamen abgelegt – jetzt startet er als Apotheker in Neumünster. Den Einstieg in den Beruf hat er über persönliche Kontakte gefunden. Seine neue Chefin, Charlotte Nehls, die erst Anfang des Jahres ihre dritte Apotheke übernommen hat, kannte ihn noch aus dem Studium und bot ihm eine Stelle in ihrer Vicelin-Apotheke an.
Eigentlich wollte Dittmann ursprünglich Chemie studieren, doch als in der Schule im Biochemie-Unterricht die Wirkweise von Ibuprofen besprochen wurde, entschied er sich für Pharmazie. Er ist der erste Apotheker in seiner Familie.
„Im Studium hatte ich nie vor, in die öffentliche Apotheke zu gehen“, erzählt der 24-Jährige. Doch seine Einstellung änderte sich im Praktischen Jahr (PJ). Er war einer von drei Pharmazeut:innen im Praktikum (PhiP) in einer Kieler Apotheke mit Spezialisierung auf Palliativversorgung. „Zum ersten Mal habe ich gemerkt, wie viel Verantwortung dieser Beruf mit sich bringt – und wie sehr man in einer Apotheke Menschen helfen kann. Das macht mir einfach Spaß“, sagt Dittmann. Auch die Zusammenarbeit mit Ärzt:innen und Patient:innen sei für ihn ein positives Erlebnis gewesen.
Nach Neumünster kam der Apotheker über den persönlichen Kontakt zur Inhaberin. „Ich kenne Frau Nehls persönlich über Umwege aus dem Studium – und sie hat mich gefragt.“ Auch eine eigene Apotheke könne er sich irgendwann vorstellen – wenn die Bedingungen stimmen. „Das wird aber noch Erfahrung brauchen und hängt von der politischen Situation ab.“
Probleme für die Branche sieht er insbesondere im Versandhandel. Gerade Jüngere seien es gewohnt, alles online bestellen und abwickeln zu können. „Auch junge Menschen müssen lernen, dass in einer Apotheke mehr getan wird als nur der Warenverkauf“, betont er. „Das öffentliche Image der Apotheke muss sich ändern – sie ist nicht nur eine Verkaufsstelle, sondern bietet auch Beratung und Hilfe.“
Wer lediglich möglichst günstig Kopfschmerztabletten kaufen wolle, finde den Versandhandel vielleicht attraktiv – aber darüber hinaus werde dort keine weitere Leistung erbracht. „Im Akutfall bleibt die Apotheke die erste Anlaufstelle.“ Auch die Politik müsse hier nachsteuern. Seiner Meinung nach sollte der Versandhandel bei apothekenpflichtigen und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln eingeschränkt werden.
Grundsätzlich halte er es für den richtigen Weg, die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) weiter auszubauen und die heilberuflichen Kompetenzen von Apotheker:innen stärker in den Vordergrund zu rücken. „Aber zuerst müssen die Leute wissen, dass es dieses Angebot überhaupt gibt.“ Dittmann wünsche sich zudem eine Anpassung des Apothekenhonorars sowie den Bürokratieabbau.